dbb magazin 10/2021

dbb forum personalvertretungsrecht Aus Sicht der dbb jugend gilt es, digitale und analoge Zusam­ menarbeit kreativ miteinander zu verschmelzen, wie dbb ju­ gend-Vize Philipp Mierzwa und Janna Melzer, Vorsitzende der dbb jugend hessen, in ihrem gemeinsamen Vortrag deutlich machten. „In den letzten eineinhalb Jah­ ren der Pandemie haben wir alle erlebt, dass digitale Zu­ sammenarbeit funktionieren kann, aber nicht von heute auf morgen reibungslos gelingt. Jetzt müssen wir endlich raus aus dem Krisenmodus und rein in den Regelbetrieb. Denn digi­ tale Formate werden ganz selbstverständlich zu unserem Arbeitsalltag gehören. Eine gute Zusammenarbeit in der digitalen Arbeitswelt braucht neben den grundlegenden technischen und rechtlichen Voraussetzungen vor allem aber auch eine neue Führungs­ kultur und die erforderlichen digitalen Kompetenzen. Hier­ für geeignete Rahmenbedin­ gungen zu schaffen, ist ein wichtiges Gestaltungsfeld für Betriebs- und Personalräte“, betonte Philipp Mierzwa. Die Vorteile digitaler Arbeits­ weisen seien für den berufli­ chen Alltag nicht von der Hand zu weisen. Vor allem unter dem Gesichtspunkt der Verein­ barkeit von Beruf, Familie, Frei­ zeit und Ehrenamt könnten von einer stärkeren Digitalisie­ rung auch junge Beschäftigte profitieren, so Janna Melzer. Dennoch seien persönliche Begegnungen grundsätzlich digitalen Veranstaltungen vor­ zuziehen, etwa um die Mitar­ beiterbindung und die Sicht­ barkeit der Beschäftigten zu gewährleisten. Zu einer digita­ len Arbeitskultur gehören vor allemMut und Kreativität bei der Umsetzung von digitalen Meetings und Veranstaltun­ gen. Melzer warnte davor, dem digitalen Wandel in der Verwaltung stets nur mit Ab­ lehnung und Bedenken entge­ genzutreten. „Diese Transfor­ mation ist unaufhaltsam. Und sie bietet mehr Vorteile, als manche oder mancher im ers­ ten Moment vielleicht denken mögen. Aber wir verbieten ja auch keine Autos, weil wir Angst vor Verkehrsunfällen haben. Wir schaffen vielmehr ausgefeilte Regeln und behal­ ten die Entwicklung stets kri­ tisch und umsichtig im Blick. So sollten wir es als Personal­ vertretungen auch mit der Di­ gitalisierung halten“, empfahl die Chefin der dbb jugend hessen. Bergmann: Exkurs in die praktische Personalratsarbeit Als letzter Referent des zweiten Seminartages lud Dr. Magnus Bergmann die Teilnehmenden zu einer „kur­ zen schwungvollen Reise“ durch die praktische Perso­ nalratsarbeit ein. Der Rechts­ anwalt und Fachanwalt für Arbeitsrecht aus dem westfä­ lischen Münster, der Unter­ nehmen, Betriebe, aber auch Personalvertretungen bei der Umsetzung von Änderungs­ prozessen berät, thematisier­ te unter anderem die ganz realen Probleme digitaler Per­ sonalratssitzungen. Deren Ge­ lingen hänge schließlich nicht nur davon ab, dass die gesetz­ lich vorgegebenen Prozeduren eingehalten würden. „Das Leitbild einer Personal­ ratssitzung ist die Präsenzsit­ zung, und man sollte sich dar­ auf verständigen, dass nach Möglichkeit alle gesehen und gehört werden. Wenn das nicht allen passt, müsste man streng genommen zur Präsenz­ sitzung im Büro zurückkehren. Denn es gibt – auch für die Arbeit im Homeoffice – für niemanden einen Anspruch, visuell unerkannt zu bleiben“, erläuterte Bergmann seinen Standpunkt. Mit Interesse und vielen Dis­ kussionsbeiträgen begleiteten die Personalvertreterinnen und -vertreter auch die Aus­ führungen des Arbeitsrecht­ lers zu den möglicherweise unerwünschten Effekten von Umlaufverfahren und Vorrats­ beschlüssen, von denen er ab­ riet, sowie seine Kurzdarstel­ lung des agilen Arbeitens, dessen zumindest teilweise Adaption für Personalvertre­ tungen er uneingeschränkt befürwortet. Geyer: Werden Personalratsarbeit weiter begleiten Die letzten offiziellen Worte der Veranstaltung gebührten Volker Geyer, dem dbb Fach­ vorstand Tarifpolitik, der in seiner Funktion als Chef der dbb akademie Gastgeber­ pflichten wahrnahm. Geyer dankte den Vortragenden beider Seminartage und lobte die gelungene Mischung von Theorie und Praxis. Er ver­ sprach, dass der dbb die Weiterentwicklung der Per­ sonalratsarbeit und deren rechtliche Grundlagen wei- ter begleiten wird. Mit Hinweis auf den erst kürz­ lich mit der Bundesverwaltung geschlossenen Digitalisierungs­ tarifvertrag kündigte der Tarif­ experte zugleich an, dass der dbb die Forderung nach tarif­ lichen Regeln wie das mit dem Bund vereinbarte Recht auf Qualifizierung für die von Digitalisierung betroffenen Beschäftigten in wenigen Wo­ chen auch in die parallel lau­ fenden Einkommensrunden mit der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) und für die Landesbeschäftigten in Hessen tragen werde. bas/br/cri/iba < Janna Melzer und Philipp Mierzwa < Magnus Bergmann < Volker Geyer 15 dbb > dbb magazin | Oktober 2021

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