dbb magazin 6/2021

gesundheitspolitik Internationaler Tag der Pflege Lohnersatzleistung für pflegende Angehörige schaffen Zum Internationalen Tag der Pflege hat dbb Chef Ulrich Silberbach angemahnt, bei der anstehenden Reform der Pflegeversicherung die Interessen aller Betroffenen zu berücksichtigen. „Die Pflege von Angehörigen ist ein Knochenjob, der nur schwer mit der Erwerbsarbeit und den eigenen Familienver­ pflichtungen vereinbar ist. Genau für diesen Fall brau­ chen wir aber pragmatische Lösungen. Eine Entgeltersatz­ leistung für pflegende Ange­ hörige in Anlehnung an das Elterngeld, wie es beispiels­ weise Bündnis 90/Die Grünen in ihr Wahlprogramm aufge­ nommen haben, wäre ein guter Anfang. Jedoch ist die darin vorgesehene Anspruchs­ dauer bei den Freistellungs­ zeiten und dem Leistungsbe­ zug aus unserer Sicht mit drei Monaten deutlich zu knapp bemessen“, erklärte dbb Chef Ulrich Silberbach zum Inter­ nationalen Tag der Pflege am 12. Mai 2021. Als ständiges Mitglied im Beirat zur Verein­ barkeit von Pflege und Beruf setzt sich der dbb für eine Erweiterung der Leistungen aus der Pflegeversicherung um eine Lohnersatzleistung im Pflegefall ein. < dbb frauen: Partner- schaftliche Aufteilung Auch die dbb frauen sprechen sich dafür aus, die positiven Ef­ fekte der Elternzeit- und Eltern­ geldgesetzgebung auf die fami­ liäre Aufteilung von Sorgearbeit zu übertragen. „Anreize für mehr Partnerschaftlichkeit in der Sorgearbeit sind das Gebot der Stunde, um familiäre Lasten gerechter zu verteilen. Denn nach wie vor wird die Angehöri­ genpflege überwiegend von Frauen übernommen“, betonte Milanie Kreutz, Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung. Insbesondere mit Blick auf die nicht absehbare Dauer und das Fehlen klarer Verantwortlich­ keiten, wer die Pflege für wie lange übernimmt, müssten für die Angehörigen verbindliche und nachvollziehbare Lösungen gefunden werden. Mit Blick auf die Situation der Beschäftigten im Pflegesektor sieht die dbb jugend dringen­ den Handlungsbedarf. < dbb jugend: Aufwertung der Pflegeberufe „Pflegepersonal fehlt an allen Ecken und Enden. Zudem ha­ ben Tausende examinierte Pflegekräfte in den vergange­ nen Monaten vor den enormen Belastungen aufgrund der dünnen Personaldecke kapi­ tuliert“, mahnte dbb jugend- Chefin Karoline Herrmann. Die zähen Verhandlungen über eine Entlastungsprämie und der mit dem neuen Personal­ bemessungsinstrument ver­ bundene verstärkte Einsatz von Pflegehilfskräften seien wenig hilfreich, um die Situati­ on zu entspannen. „Wir müs­ sen junge Menschen wieder auf den Geschmack bringen, dass Pflege nicht nur ein Beruf wie jeder andere ist. Es ist eine Profession.“ < dbb Senioren: Bedürfnisse der Pflegebedürftigen Die dbb bundesseniorenvetre­ tung verweist darüber hinaus auf die Herausforderungen, die häusliche Pflege für Be­ troffene mit sich bringt. „Nach wie vor wünschen sich die meisten Pflegebedürfti­ gen den Verbleib in den eige­ nen vier Wänden und möch­ ten dabei ihren Angehörigen möglichst nicht zur Last fal­ len. Angehörige pflegen meist mit großer Hingabe und häu­ fig zulasten der eigenen Ge­ sundheit. Aber wir sind alle keine Übermenschen und werden von Zeit zu Zeit selbst krank oder brauchen eine Auszeit. Nur wenn hierfür ge­ nügend Freiraum besteht, ist eine hingebungsvolle Pflege daheim zu bewerkstelligen“, gab dbb Senioren-Chef Horst Günther Klitzing zu beden­ ken. Zwar stünde mit der Ver­ hinderungs- und der Kurzzeit­ pflege qua Gesetz wichtige Unterstützung bereit. Leider seien die Angebote jedoch weder flächendeckend noch in ausreichender Zahl verfüg­ bar. „Wir fordern deshalb ei­ nen Rechtsanspruch auf einen Kurzzeitpflegeplatz, ähnlich wie es bei der Kindererzie­ hung mit den Kindertages­ stätten gesetzlich verankert ist“, so Klitzing. Model Foto: Jan Sluimer/Colourbox.de 37 > dbb magazin | Juni 2021 dbb

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