dbb magazin 5/2021

frauen lichen Erfolge von Frauen lau­ fen. Wir müssen eine höhere Solidarität miteinander haben.“ Neisse-Hommelsheim: Nicht glücklich mit Frauen­ anteil in Unionsfraktion Für Carla Neisse-Hommels­ heim, stellvertretende Vorsit­ zende der Frauen-Union der CDU Deutschlands, erfordert eine fairere Verteilung der Care- Arbeit zwischen Männern und Frauen neue politische Struktu­ ren. Zum Beispiel müsse der Ganztagsbetreuungsanspruch, wie er im Koalitionsvertrag festgelegt sei, flächendeckend durchgesetzt werden. Die erfor­ derlichen Mittel müssten auch vom Bund gestemmt werden. Zudemmüssten die Möglichkei­ ten der Brückenteilzeit von bei­ den Geschlechtern konsequen­ ter genutzt werden. Darüber hinaus müsse es auch für die Zeit nach der Pandemie ein Ge­ setz zummobilen Arbeiten ge­ ben, in dessen Rahmen Arbeit­ nehmende und Arbeitgebende Modalitäten zummobilen Ar­ beiten aushandeln können. „Ein Rahmen mit verbindlichen Möglichkeiten ist besser als ein starrer Rechtsanspruch“, so Neisse-Hommelsheim. „Nicht glücklich“ zeigte sich Neisse-Hommelsheim über die Mandatsverteilung innerhalb der CDU/CSU-Bundestagsfrak­ tion, die mit derzeit nur einem Fünftel Frauenanteil weit von einer paritätischen Besetzung entfernt ist. Die CDU habe da­ für innerhalb der Satzung ei­ nen Stufenplan entwickelt, der allerdings noch vom Bundes­ parteitag beschlossen werden müsse und noch keinen Ein­ fluss auf die kommende Bun­ destagswahl habe. „Es ist ein mühsames Geschäft.“ Zugunsten von mehr Steuerge­ rechtigkeit zwischen Männern und Frauen sprach sich Neisse- Hommelsheim für die Abschaf­ fung der geschlechterungerech­ ten Steuerklasse V (zugunsten) eines Familiensplittings aus, bei dem das Einkommen von Eltern und unterhaltsberechtigten Kindern zusammengefasst und gemeinsam versteuert wird. „Das wäre ein wichtiger Schritt in die Gerechtigkeit“, so Neisse- Hommelsheim. In der künftigen Zusammenar­ beit mit den dbb frauen möchte die CDU-Politikerin die Kräfte einerseits gegen Frauenfeind­ lichkeit und Populismus bün­ deln sowie andererseits die Arbeitszeitgesetzgebung fle­ xibilisieren und gemeinsam für Paritätsgesetze im Bund und in den Ländern kämpfen. Landsberg: Nachwuchskräfte sichern durch kommunalen Girl’s Day Nach Auffassung von Dr. Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsfüh­ rer des Deutschen Städte- und Gemeindebunds, würden Män­ ner mehr Sorgearbeit leisten, wenn imUmkehrschluss Frauen verstärkt männlich geprägte Rollen für sich beanspruchen. Die Neuaufteilung von Aufga­ ben sei nicht zuletzt auch eine Frage von Kultur und Bildung. Auch das Arbeiten imHome­ office werde die Arbeitskultur nach dem Ende der Corona-Pan­ demie prägen, zeigte sich Lands­ berg überzeugt. „Der Kommu­ nale Bereich muss verstärkt auf Homeoffice-Angebote setzen, wenn er sich als Arbeitgeber im Konkurrenzkampf um gute Bewerber behaupten will.“ Mit Blick auf die Kommunal­ politik sei der Frauenanteil bei den Oberbürgermeistern und Landräten in den vergangenen Jahren deutlich gesunken und liege in den Kommunen zwi­ schen zwölf und 26 Prozent, stellte Landsberg fest. Das liege möglicherweise auch daran, dass junge Frauen und Mädchen zu wenig ermuntert würden, sich in der „Männer­ domäne Kommunalpolitik“ zu behaupten. Nach seinen Erwartungen an die Zusammenarbeit mit der dbb bundesfrauenvertretung befragt, regte Landsberg an, einen „kommunalen Girl’s Day“ ins Leben zu rufen. In diesem Rahmen könnten Mädchen kommunale Amts­ inhaberinnen einen Tag be­ gleiten und deren Arbeit ken­ nenlernen. „Die schönsten Paritätsgesetze nutzen näm­ lich nichts, wenn die Bewerbe­ rinnen fehlen“, machte Lands­ berg deutlich. bas < In einer feierlichen Zeremonie wurden Helene Wildfeuer (Mitte), die die dbb bundesfrauenvertretung über 20 Jahre lang führte, und die stell­ vertretende dbb Bundesvorsitzende Astrid Hollmann (rechts) als lang­ jähriges Mitglied der Geschäftsführung für ihre frauenpolitischen Ver­ dienste geehrt. Bereits im Juni 2020 hatten beide ihr Ausscheiden aus der frauenpolitischen Arbeit des dbb verkündet. Auch Jutta Endrusch wurde posthum von den dbb frauen zum Ehrenmitglied gewählt. < Frauenpolitische Agenda festgelegt Insgesamt stimmten auf dem dbb bundesfrauenkongress 350 weibliche Delegierte der dbb Mitgliedsgewerkschaften über 307 Anträge ab und verabschiedeten zehn Leitanträge, die sich mit frauen- und gleichstellungspolitischen Themen befassen. Die Be­ schlüsse geben die politische Stoßrichtung der dbb bundesfrauen­ vertretung für die kommenden Jahre vor. Die wichtigsten Kernziele sind eine gleichberechtigte Teilhabe von Frauen an Führungspositionen im öffentlichen Dienst sowie die paritätische Besetzung politischer Entscheidungsgremien, eine Verzahnung von moderner Arbeitsmarkt- und Frauenpolitik, die auf Partnerschaftlichkeit bei der Aufteilung privater Sorgearbeit ausgerichtet ist, und ein gendergerechtes Steuerrecht, dem ein wirkungsvolles Familiensplitting zugrunde liegt. Mehr zu den Leitanträgen imWortlaut: www.dbb-frauen.de. 29 > dbb magazin | Mai 2021

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