dbb magazin 4/2021

Die Corona-Pandemie fordert den Öffentlichen Gesundheitsdienst in Deutschland über die Grenzen der Belastbarkeit hinaus. Viele der dabei zutage getretenen Defizite sind der jahrelangen Sparpolitik im öffentlichen Gesundheitssektor geschuldet. In einem Fachgespräch mit Beschäftigten des Gesundheitsamtes Mönchengladbach hat der dbb die Situation analy­ siert und nach Ursachen geforscht. Zumindest für Mönchengladbach gilt: Es hätte schlimmer kommen können. Dennoch müssen jetzt die Lehren aus der Pandemie gezogen werden. Vor allem was Personal, technische Ausstattung und Krisenkonzepte betrifft. Zwar gibt es keine offizielle Statistik über die Zahl der Be­ schäftigten im Öffentlichen Gersundheitsdienst (ÖGD). Schätzungen der Bundesärzte­ kammer (BÄK) zufolge arbei­ ten derzeit jedoch etwa 17000 Beschäftigte in den rund 400 Gesundheitsämtern, darunter circa 2500 Ärztinnen und Ärz­ te. Gemessen an der Bevölke­ rungszahl der Bundesrepublik bedeutet das: Auf eine Amts­ ärztin oder einen Amtsarzt kommen statistisch betrachtet 33240 Menschen. Das Zahlen­ spiel verdeutlicht die immer weiter auseinandergehende Schere zwischen Personalbe­ stand und Aufgabenspektrum, denn neben ihren grundsätzli­ chen Aufgaben haben die Be­ schäftigten des ÖGD während der Pandemie zusätzliche Auf­ gaben bei der Nachverfolgung von Risikokontakten und Tes­ tungen zu schultern. Sie müs­ sen zudem die Regelungen des Infektionsschutzgesetzes zur infektionshygienischen Über­ wachung von Kliniken, Alten­ heimen und Arztpraxen auch im Hinblick auf multiresistente Keime durchsetzen und sind Teil der Impfstrategie der Bun­ desregierung. All diese Aufga­ ben binden Personal, das auf­ grund der schlechten Bezahlung im ärztlichen Be­ reich kaum wächst. Im Gegen­ teil wandern Fachärztinnen und -ärzte aufgrund mangeln­ der Perspektiven und zu hoher Belastung in den Krankenhaus­ bereich ab. < Ein Pakt für den ÖGD Gegensteuern will die Bundes­ regierung mit dem Pakt für den Öffentlichen Gesundheits­ dienst auf Basis des am 3. Juni 2020 beschlossenen Konjunk­ turpaketes sowie eines ent­ sprechenden Beschlusses der Ministerpräsidentenkonferenz und der Bundeskanzlerin vom 17. Juni 2020. Beim Personal umfasst der Pakt die Aufsto­ ckung von insgesamt 1500 Vollzeitäquivalenten in Form von Ärztinnen und Ärzten so­ wie von Fach- und Verwal­ tungspersonal bis zum 31. De­ zember 2021. Bis Ende 2022 sollen weitere 3500 Vollzeit­ äquivalente folgen. Die Länder müssen die Personalaufsto­ ckung in Berichten nachwei­ Öffentlicher Gesundheitsdienst in der Pandemie brennpunkt „Wir versuchen, die Köpfe über Wasser zu halten“ Model Foto: Colourbox.de 8 dbb > dbb magazin | April 2021

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