dbb magazin 1-2/2021

frauen len Maßnahmen flankiert wer­ den. Sonst, so Kreutz, bleibe es beim reinen Lippenbekenntnis. Als Argument führte sie hier die bisherige Praxis in der Wirt­ schaft an, die Unternehmen erlaubt, ohne jegliche Begrün­ dung eine Zielgröße „Null“ für die Besetzung von Aufsichts­ räten mit Frauen zu benennen. Auch die künftig geltende Be­ gründungspflicht, die Unter­ nehmen auferlegt wird, sollten sie keine Frauen im Aufsichts­ rat, Vorstand oder der darun­ terliegenden Führungsebene benennen, stößt bei der dbb frauen Chefin auf wenig Gegen­ liebe. „Ummehr börsennotier­ te oder mitbestimmte Unter­ nehmen dazu zu bewegen, sich ambitioniertere Zielvorgaben für die Leitungs- und Vorstands­ ebene zu setzen, brauchen wir echte Sanktionsmechanismen. Hier ist die Bundesregierung erneut vor der Wirtschaft ein­ geknickt. Das zeigt deutlich, welch starken Einfluss die männlich dominierte Unter­ nehmenskultur in Deutschland weiterhin hat“, so Kreutz. Auch deshalb appellierte Kreutz erneut an die öffent­ lichen Arbeitgebenden, den Wandel der Arbeitskultur über das gesetzliche Mindestmaß hinaus aktiv voranzutreiben und eine Vorreiterrolle einzu­ nehmen. „21 von 24 Behörden beschäftigen immer noch deutlich mehr Männer als Frauen in Führungspositionen. Da läuft doch einiges gewaltig schief bei der Gleichstellung. Die Behördenleitungen müs­ sen jetzt endlich aufhören, sich ihre Personalstatistiken schön­ zureden. Es geht darum, die Ur­ sachen zu identifizieren, sie ernst zu nehmen und sie dann zügig zu beseitigen“, mahnte Kreutz. Die Gründe für die feh­ lenden weiblichen Führungs­ kräfte seien bekannt. Der Ba­ lanceakt zwischen Familie und Beruf sei für viele Frauen und Männer eine der größten Her­ ausforderungen ihres Lebens. Aus Sicht der dbb frauen müss­ ten Arbeitgebende hier gezielt ansetzen und tradierte Struk­ turen aufbrechen. < Modellprojekt „Führen in Teilzeit“ Die Digitalisierung, davon ist Kreutz überzeugt, eröffne hier­ für entscheidende Spielräume. Nachhaltige Führungskräfte­ entwicklung könne nur gelin­ gen, wenn Männern und Frau­ en neben beruflicher Förderung in gleichemMaße auch Raum und Zeit für die Familie einge­ räumt werde. Führungsmodel­ le wie Führen aus der Ferne oder Führen in Teilzeit würden in der sich wandelnden, digita­ len Arbeitswelt enorm an Be­ deutung gewinnen. „Dies in den Qualifikationsprofilen und Beurteilungskriterien der Füh­ rungskräfte abzubilden, wird in Zukunft eine wichtige Stell­ schraube darstellen“, stellte die dbb frauen Chefin heraus. Dass beim Thema „Führen in Teilzeit“ viel Potenzial besteht, hat auch das Bundesfrauenmi­ nisterium erkannt. Noch in die­ sem Jahr will die Behörde, die 70 Prozent weibliche Führungs­ kräfte beschäftigt, ein behör­ denübergreifendes Projekt dazu anstoßen. Aus Sicht der dbb frauen hat das geplante Modellprojekt das Potenzial, wichtige Blaupause für die zu­ künftige Ausgestaltung von Führungspositionen in allen Bereichen werden. „Wenn die obersten Bundesbehörden hier mit gutem Beispiel vorangehen und zeigen, dass Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch auf den oberen Stufen der Karriere­ leiter möglich ist“, zeigt sich Kreutz zuversichtlich, „wird die Signalwirkung nach außen von nicht zu unterschätzender Be­ deutung sein.“ bas Bundesstiftung Gleichstellung Finanzmittel mit Bedacht einsetzen Der Bundesfinanzausschuss hat den Weg für die Finanzierung der geplan­ ten Bundesstiftung Gleichstellung frei gemacht. Die dbb frauen begrüßen die finanziellen Zusagen als unabdingbare Maßnahme, welche die nach­ haltige Arbeit der Stiftung langfristig sichert. „Die finanziellen Weichen für die Bundesstiftung Gleichstel­ lung sind gestellt“, machte dbb frauen Chefin Milanie Kreutz im Dezember 2020 deutlich. „Das zeigt: Der Wille der Bundesre­ gierung ist da, die im Koalitions­ vertrag vereinbarten gleichstel­ lungspolitischen Ziele noch in der laufenden Legislatur umzu­ setzen. Jetzt muss die Organisa­ tion mit Bedacht aufgebaut und mit Leben gefüllt werden, um ihrem Auftrag gerecht zu wer­ den, sich ganzheitlich und mit wissenschaftlichem Blick der strukturellen Benachteiligung von Frauen zuzuwenden.“ Im Koalitionsvertrag hatten sich SPD und CDU/CSU darauf geeinigt, bis 2025 eine Bundes­ stiftung aufzubauen, „die sich wissenschaftlich fundiert insbe­ sondere den Fragen der gerechten Partizi­ pation von Frauen in Gesell­ schaft, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft widmet“. Wäh­ rend der abschließenden Bera­ tungen zum Bundeshaushalt 2021 sowie zur Mittelfristigen Finanzplanung bis 2025 wurde nun die finanzielle Basis für die Gründung der Bundesstiftung Gleichstellung be­ schlossen. Für die Aufbau­ phase werden für das Jahr 2021 somit drei Millionen Euro bereitgestellt. Für die Jahre 2022, 2023 und 2024 stehen jeweils fünf Millionen Euro zur Verfügung. „Damit die Stiftung kein neues Grab für Steuergelder wird, muss der Einsatz der Mittel klug ausgestaltet werden“, be­ tonte Kreutz. „Als dbb frauen bauen wir hier auf die Einbin­ dung der zivilgesellschaftlichen Akteurinnen, die tagtäglich für eine geschlechtergerechtere Gesellschaft kämpfen, und hof­ fen auf eine enge und trans­ parente Zusammenarbeit.“ Foto: Colourbox.de 31 dbb > dbb magazin | Januar/Februar 2021

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