dbb magazin 1-2/2021

2021 dbb Jahrestagung dbb Jahrestagung plädierten die Bundesministerin für Fami­ lie, Senioren, Frauen und Ju­ gend, Franziska Giffey, und die Beauftragte der Bundesregie­ rung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Annette Wid­ mann-Mauz, in der Diskussion mit der Vorsitzenden der dbb bundesfrauenvertretung, Mila­ nie Kreutz, und Derya Yildirim von der Polizei Hamburg für mehr Chancengleichheit. „Es gibt objektive Herausfor­ derungen für Menschen mit Migrationshintergrund auf demWeg in den öffentlichen Dienst: Das ist der Spracher­ werb, die Anerkennung von Schul- und Berufsabschlüssen aus dem Ausland zum Beispiel und dann gibt es subjektive Faktoren wie immer noch vor­ handene Vorurteile oder Be­ rührungsängste auf beiden Seiten“, sagte Widmann-Mauz zur Diversity im öffentlichen Dienst. Das bekräftigte auch dbb frau­ en Chefin Milanie Kreutz, die selbst einen Migrationshinter­ grund hat: „Seit ich mich in den frühen 90er-Jahren in der Finanzverwaltung beworben habe, sind wir einen guten Schritt weitergekommen. Aber es gibt noch immer das Bild von Menschen mit Migrations­ hintergrund als statische Gruppen.“ Im Hinblick auf die Zukunftsfähigkeit des öffentli­ chen Dienstes dürfe Diversity nicht als ein Trendthema ver­ standen werden, sondern er­ fordere langfristige Strategien und Tatendrang. „Wenn wir se­ hen, dass im Jahr 2030 bis zu 800000 Fachkräfte im öffent­ lichen Dienst fehlen werden, müssen wir uns jetzt auf den Weg machen. Wenn mehr Menschen mit Migrations­ hintergrund im öffentlichen Dienst arbeiten, ermutigt das auch mehr Menschen, in die­ sem Bereich zu arbeiten.“ Die Bedeutung von positiven Rollenvorbildern unterstrich auch Ministerin Franziska Gif­ fey: „Ich habe jahrelang in der Verwaltung von Berlin-Neu­ kölln gearbeitet, einem Bezirk mit Menschen aus über 150 Nationen. Wir hatten in der Ausbildung einen Migrations­ anteil von 30 Prozent, weil wir intensiv für den öffentlichen Dienst – zum Beispiel mit Mit­ arbeitenden in den Abschluss­ klassen – geworben haben.“ Eine Quote für Menschen mit Migrationshintergrund lehnte Giffey ab. Aber es müsse Chan­ cengleichheit hergestellt wer­ den, wenn es darum geht, eine Stelle im öffentlichen Dienst anzutreten. „Diverse Teams sind nachweislich er­ folgreicher. “ Eine aktive Ansprache und Un­ terstützung bei der Ausbildung empfand auch die Polizeikom­ missarin Derya Yildirim auf ih­ remWeg als bestärkend. Als Tochter türkischer Gastarbeiter hatte sie aufgrund der Sprach­ barrieren drei Anläufe ge­ braucht, um die Aufnahmeprü­ fung bei der Polizei Hamburg zu bestehen. Mittlerweile ist sie in ihrem Traumberuf ange­ kommen und wurde kürzlich für ihr interkulturelles Engage­ ment bei der Hamburger Poli­ zei vom dbb für den Nationalen Integrationspreis vorgeschla­ gen. „Vorbilder zu haben ist wichtig für junge Menschen. Auch wenn es manchmal schwierig ist, selbst eines zu sein. Schließlich muss man sich ständig benehmen und gut ge­ kleidet sein“, sagte Yildirim selbstironisch und bezeichnete die Öffnung der Polizei für Be­ werberinnen und Bewerber mit Migrationshintergrund als gro­ ßen Gewinn für ihren Arbeitge­ ber. „In Hamburg hat sich das überaus bewährt, wir haben nur Vorteile im Kontakt mit den Menschen auf der Straße.“ br, cri, dro, mz, zit dbb Jahrestagung 2021 < Milanie Kreutz < Derya Yildirim 14 dbb > dbb magazin | Januar/Februar 2021

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