dbb magazin 9/2020

enorm. Allein seit 2018 schät- zen wir die Menge des Schad- holzes in Deutschland auf etwa 160 Millionen Kubik­ meter“, erläutert von Steen. << Holzpreise im freien Fall Diese Menge an Schadholz hat auch spürbare Folgen für den Holzmarkt. Von Steen: „2018 bekamman für einen Festme- ter Fichtenholz 95 bis 100 Euro. Heute ist es mit 32 bis 35 Euro pro Festmeter noch etwa ein Drittel davon. Und wir spre- chen hier vom Bestsortiment mit der höchsten Qualität. Alles andere ist praktisch unverkäuflich.“ Damit ist die Holzernte oft nicht mehr kos- tendeckend. Auch für die Auf- forstung fehlt den Waldbe­ sitzern oft schlicht das Geld. „Seit 2018 sind etwa 250000 Hektar Freiflächen entstanden. Pro Hektar kostet die Neube- pflanzung zwischen 5000 und 10000 Euro.“ Aber nicht nur Geld, auch Personal fehlt an allen Ecken und Enden. „In den letzten 25 Jahren ist etwa die Hälfte aller Stellen gekürzt worden. Dabei sind die Anforderungen an den Wald – beispielsweise auch im Hinblick auf das Bedürfnis der Bevölkerung an Naherholungs- gebieten – ständig größer ge- worden“, macht von Steen deutlich. Und Besserung ist nicht in Sicht, da sich die Forst- berufe in einer ähnlichen, wenn nicht sogar größeren „Ruhestandswelle“ befinden als viele andere Bereiche des öffentlichen Dienstes. Mit mehr Leuten könnten die Zeiträume für die Holz­ ernte besser genutzt werden. Es könnte auf den Freiflächen mehr gepflanzt und in den Baumschulen mehr Anzucht betrieben werden. Auch die privaten Waldbesitzer könn- ten intensiver betreut werden, etwa wenn es um die Bean­ tragung von Fördergeldern geht. Und auch die Umwelt­ bildung könnte umfangreicher sein, findet Anna von Steen. „Dass man imWald oft allei- ne unterwegs ist, ist zwar gewöhnungsbedürftig, aber grundsätzlich okay. Dass wir Forstleute uns im Kampf um den Wald alleingelassen fühlen, ist es nicht.“ ef << Zu „ordnungsgemäßer Forstwirtschaft“ verpflichtet Etwa 52 Prozent der Wälder sind in öffentlicher Hand, die anderen 48 in Privatbesitz (auch Kirchenwälder et cetera). Aber auch viele Privatbesitzer beauftragen die Staatlichen Forstämter mit der Be- treuung ihrer Wälder. Denn betreut werden muss er auf jeden Fall: Laut Waldgesetz ist jeder Besitzer zu „ordnungsgemäßer Forst- wirtschaft“ verpflichtet. << Anna von Steen ist Försterin bei den Nie- dersächsischen Landesforsten, einer An- stalt öffentlichen Rechts. Bevor sie 2019 ihr aktuelles Revier übernahm, war von Steen sechs Jahre in der Umweltbildung und zwei Jahre in der Nordwestdeut- schen Forstlichen Versuchsanstalt in Göttingen tätig. Außerdem vertritt von Steen im Bund Deutscher Forstleute (BDF) als Bundesjugendleiterin die Inte­ ressen der jungen Forstbeschäftigten. dbb

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