dbb magazin 5/2020

online Das Robert Koch-Institut (RKI) hat bereits Anfang April 2020 eine App zur Verfügung ge- stellt, die ergänzende Informa- tionen dazu liefern soll, wo und wie schnell sich das Coronavi- rus in Deutschland ausbreitet. Die App ist unter dem Namen „Corona-Datenspende“ für iOS- und Android-Geräte ver- fügbar und funktioniert in Kombination mit Fitnessarm- bändern und Smartwatches verschiedener Hersteller. „Die Nutzung der App ist freiwillig und pseudonymisiert – das RKI hat zu keiner Zeit Kenntnis über persönliche Informatio- nen wie Name oder Anschrift der App-Nutzer“, heißt es dazu auf den Internetseiten des RKI. Die so gesammelten Daten sollen es den Wissenschaftlern des RKI ermöglichen, genauere Einblicke in die Verbreitung des Coronavirus zu erhalten. Die App dient dabei nicht nur der Nachverfolgung von Kontakt- personen, sondern kann – er- gänzend zu weiteren Daten- quellen wie zum Beispiel offiziellen Meldedaten – dabei helfen, Infektionsschwerpunk- te besser zu erkennen, um ein genaueres Bild über die Wirk- samkeit der Maßnahmen zur Bekämpfung von COVID-19 zu gewinnen. << Vitaldaten … Das funktioniert so: Viele Men- schen in Deutschland zeichnen ihre Vitaldaten regelmäßig mit Smartwatches oder Fitness- armbändern auf. Bei einer aku- ten Atemwegserkrankung än- dern sich diese Vitalzeichen in den meisten Fällen deutlich. Daher können auch typische COVID-19-Symptome wie Fie- ber durch die App erkannt wer- den. Nutzerinnen und Nutzer stellen dem RKI diese Daten zusammen mit der Postleitzahl freiwillig zur Verfügung. Dar- aus können die Wissenschaft- ler eine Karte erstellen, die die regionale Verbreitung potenzi- ell Infizierter zeigt. „Wenn in einer ausreichend großen Stichprobe die Anzahl der symptomatischen Patien- ten erfasst werden kann, könn- te uns das dabei helfen, früher Rückschlüsse auf Infektionsge- schehen, Verbreitung und auch auf die Wirksamkeit der bishe- rigen Maßnahmen zu ziehen“, sagt RKI-Präsident Prof. Lothar H. Wieler. „Digitale Anwendun- gen können die bisherigen Maßnahmen zur Eindämmung von COVID-19 sinnvoll ergän- zen. Wir wünschen uns, dass sich viele Menschen beteiligen. Denn je mehr Menschen ihre Daten für eine Auswertung zur Verfügung stellen, desto ge- nauer werden unsere Erkennt- nisse zur Verbreitung des Coronavirus.“ Neben dieser ersten App haben die Internetkonzerne Apple und Google auf der ei- nen und das Fraunhofer-Insti- tut mit einem europäischen Konsortium auf der anderen Seite jeweils eine Corona-Tracking-App vorgestellt. Das europäische PEPP-PT-System (Pan-European Privacy-Preser- ving Proximity Tracing) wurde von einemmultinationalen europäischen Team unter Be- teiligung verschiedener Fraun- hofer-Institute entwickelt. Es handelt sich dabei um einen anonymen und die Privatsphä- re schützenden digitalen An- satz zur Kontaktverfolgung, der in voller Übereinstimmung mit der Datenschutz-Grund- verordnung (DSGVO) steht und auch bei Reisen zwischen Län- dern über einen anonymen, länderübergreifenden Aus- tauschmechanismus verwen- det werden kann. Dabei wer- den keine persönlichen Daten und kein Standort der Nutzerin oder des Nutzers gespeichert oder übertragen. PEPP-PT ist so konzipiert, dass es als Kontakt- verfolgungsfunktion in natio- nale Corona-Handy-Apps ein- gebunden werden kann und die Integration in die Prozesse der nationalen Gesundheits- dienste ermöglicht. Es wird an- geboten, die Lösung offen mit jedem Land zu teilen, da man sich verpflichtet hat, Interope- rabilität zu erreichen, sodass der anonyme Mehrländer-Aus- tauschmechanismus funkti- onsfähig bleibt. << … und Kontakt­ verfolgung Das Ziel der Apps ist, Infekti- onsketten zu identifizieren, um sie effektiver eindämmen zu können. Dazu greift die App auf das Bluetooth-Modul von Smartphones zurück: Die App erzeugt in regelmäßigen Ab- ständen eine temporäre ID, um das Gerät zu anonymisieren. Sind zwei oder mehrere Smart- Corona-Apps Mit Hightech gegen Infektionsketten Eine Virus-Pandemie trifft die Welt mitten im Digitalzeitalter. Bis ein wirksamer Impfstoff entwickelt, getestet und hergestellt ist, werden voraussichtlich noch viele Monate vergehen. Bis dahin gilt es, die Bevölkerung so gut wie möglich vor einer Infektion mit dem gefährlichen Coronavirus zu schützen. Nachdem die Kontaktverbote innerhalb der Bevölkerung nach und nach gelockert sein werden, sollen Smartphone-Daten dazu beitragen, das Infektionsrisiko zu minimieren und zu kontrollieren. Denn einen Lockdown über Monate halten weder Wirtschaft noch Gesellschaft aus. Wenn eine offizielle „Corona- App“ flächendeckend genutzt werden soll, muss sie hohe Anforderungen an den Datenschutz erfüllen. © Pixabay.com 40 > dbb magazin | Mai 2020 dbb

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