dbb magazin 1-2/2020

dbb jahrestagung 2020 dbb Jahrestagung 2020 Ideenwerkstatt öffentlicher Dienst Der öffentliche Dienst in Deutschland zählt nach wie vor zu den leistungsfähigsten der Welt. Damit das so bleibt, müssen sich die Beschäftigten permanent an sich wan- delnde Rahmenbedingungen anpassen. Die Politik muss vorausschauende Entscheidungen treffen, damit die öf- fentliche Hand an den immer komplexer werdenden An- forderungen wachsen kann. Als Ideenwerkstatt gab die 61. Jahrestagung des dbb vom 6. bis 7. Januar 2020 in Köln neue Impulse für den öffentlichen Dienst der Zukunft. Der dbb betrachtet es seit mehr als sechs Jahrzehnten als urei- genes Anliegen, Impulse für den öffentlichen Dienst zu geben: „Diesem Anspruch wollen wir auch bei der 61. dbb Jahresta- gung des dbb gerecht werden“, machte der stellvertretende Bundesvorsitzende und Fach- vorstand Tarifpolitik des dbb, Volker Geyer, am Morgen des 6. Januar 2020 in seiner Be­ grüßung deutlich. „Wir erin- nern uns in diesem Jahr aber auch voller Dankbarkeit an den Fall der Mauer 1989 und die im Jahr darauf vollzogene Wiedervereinigung Deutsch- lands. Die Entwicklung, die auf die Ereignisse der Jahre 1989/90 folgte, sei nicht selbst- verständlich gewesen: „Das sollten wir nicht vergessen.“ Geyer stimmte zudem auf die weiteren Themen der Jahresta- gung ein: „Selbstverständlich werden wir auch die zentralen Fragen benennen und nach Antworten suchen, die für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst brauchbar sind.“ < Reker: Null Toleranz für Gewalt Die Oberbürgermeisterin der Stadt Köln, Henriette Reker, wandte sich in ihrem Grußwort entschieden gegen jede Art der Duldung von Hass und Intole- ranz. Als Folge der Messerat­ tacke, bei der kurz vor Weih- nachten 2019 ein Mitarbeiter der Stadt Köln getötet worden war, kündigte Reker eine erste konkrete Maßnahme an: Köln werde bis zum Ende des ersten Quartals 2020 ein Meldewesen haben, „mit demwir der Gefähr- dung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entgegenwir- ken“. Gleichzeitig dürfe das Vertrauen in die Gesellschaft nicht verloren gehen: „Bei uns in Köln ist die Atmosphäre noch immer von Toleranz geprägt, die es Menschen aus vielen Kulturen und Nationen erlaubt, friedlich zusammenzuleben. Das soll auch so bleiben. Respekt muss die unumstößliche Basis unse- rer Gesellschaft bleiben“, stell- te die Oberbürgermeisterin klar. „Wir müssen offen bleiben und den Dialog aufrechterhal- ten, so schwer das auch sein mag.“ < Silberbach: Sanierungs- fall öffentlicher Dienst Dem öffentlichen Dienst fehlen aktuell rund 300 000 Beschäf- tigte, wie eine Verbandsabfrage ergeben hat. dbb Chef Ulrich Silberbach forderte deshalb in seiner Auftaktrede massive In- vestitionen in den Staatsdienst. Die Mitarbeiterinnen und Mit­ arbeiter fehlen „in der frühkind- lichen Bildung, in Schulen und Berufsschulen, bei den Sicherheitsbehörden, in Justiz und Finanzämtern, im Gesund- heitsdienst, in der Pflege, in der Sozialen Arbeit, im technischen Dienst, bei den Bürgerdiensten, in der Lebensmittelkontrolle, in Natur- und Umweltschutz“, so Silberbach. In den kommenden zehn Jahren würden zudem mehr als 1,3 Millionen Beschäf- tigte in den Ruhestand gehen. „Damit steht uns ein gewaltiger Verlust von Arbeitskraft und Know-how ins Haus. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit, den der öffentliche Dienst zu bewäl- tigen hat – und leider sind wir bislang noch nicht einmal rich- tig aus den Startlöchern gekom- men. Das ist wirklich drama- tisch. Wir müssen schleunigst die Beine in die Hand nehmen und zusehen, dass wir den öf- fentlichen Dienst mit sinnhafter Digitalisierung und nachhaltiger Personalpolitik fit für die Zu- kunftsaufgaben bekommen.“ Silberbach warnte vor den gra- vierenden Folgen für Land und Gesellschaft: „60 Prozent der Bevölkerung halten den Staat bei der Erfüllung seiner Aufga- ben für überfordert. Das ist ein alarmierendes Anzeichen für den Vertrauensverlust in die Leistungsfähigkeit unseres Staates. Wenn es bei den Be- rufsfeuerwehren brennt, wenn nahezu bundesweit Jugendäm- ter, Schulen und Kitas ‚Land unter‘ melden, wenn Gesund- heitsämter und medizinische Dienste so ausgedünnt sind, < Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker, flankiert von dbb Vize und Fachvorstand Tarifpolitik, Voker Geyer (links), und Friedhelm Schäfer, Zweiter Vorsitzender des dbb und Fachvorstand Beamtenpolitik. © Marco Urban (16) dbb > dbb magazin | Januar/Februar 2020 12

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