dbb magazin 12/2019

online Soziale Medien Die Polizei, dein Freund und Influencer Die Polizei ist nicht nur in den Präsidien und auf der Straße präsent. Im- mer öfter ist sie auch im Internet anzutreffen – offiziell und inoffiziell. Mehr als 300 Accounts betreiben die Polizeien des Bundes und der Län- der auf beliebten Plattformen wie Youtube, Facebook oder Instagram. Und auch privat präsentieren sich Kolleginnen und Kollegen. Ende 2018 hat sich der Nord- deutsche Rundfunk mit den Social Media Aktivitäten der Polizei beschäftigt und bun- desweit mehr als 330 Kanäle der Bundespolizei und der Dienststellen der Länder ge- zählt. Das Ziel des polizeilichen Engagements auf Facebook, Youtube, Instagram und Twit- ter ist meist, Bürgernähe zu schaffen und die Arbeit der Polizei lebensnah und positiv darzustellen. Aber auch Infor- mationen zu bestimmten Ein- satzlagen oder schlicht der Kampf gegen Fehlinformatio- nen und Fake News gehören zu den Aufgaben der polizeilichen Social-Media-Macher. Das Land Niedersachsen fährt dabei zum Beispiel mehrglei- sig: Neben Information und Prävention versuchen die zahl- reichen regional eingerichteten Accounts auf Twitter, Insta- gram und Facebook Themen aufzugreifen, die für Bürgerin- nen und Bürger lokal interes- sant sind. Neben ihren regio­ nalen Social-Media-Kanälen betreibt die Polizei Niedersach- sen auch themenspezifische Accounts für die Bereiche Fahndung und Nachwuchs­ gewinnung. Das Landeskriminalamt Nie- dersachsen (LKA NI) veröffent- licht über Twitter unter „Polizei NI Fahndung“ und Facebook als „Polizei Niedersachsen Fahndung“ Personenfahndun- gen und Vermisstensuchen zentral für die gesamte Polizei Niedersachsen. Auch Nach- wuchsgewinnung steht im In- ternet auf dem Programm. Um sich über das Bewerbungsver- fahren und das Studium bei der Polizeiakademie Nieder- sachsen (PA NI) zu informieren, betreibt die PA die Facebook- Seite „Polizei Niedersachsen Karriere“. Dort können zum Beispiel gezielt Fragen zu den Einstellungsvoraussetzungen und zum Ablauf des Polizei­ studiums gestellt werden. < Bürgernah mit lokalen Infos Bürgernähe erzeugt die Polizei Niedersachsen mit einem un- gewöhnlichen Projekt. Polizis- tinnen und Polizisten sind im Rahmen eines „Digital Com- munity Policing“ in den sozia- len Netzwerken mit Accounts auf Twitter und Facebook für die Bürgerinnen und Bürger di- rekt und persönlich ansprech- bar. Über die personifizierten Accounts betreuen dort einzel- ne Polizistinnen und Polizisten „ihre Community vor Ort“ in Ergänzung zu ihren reellen Auf- gaben. Dabei betont die Polizei Niedersachsen, dass – neben dem dienstlichen Erfordernis als Voraussetzung – für alle Polizistinnen und Polizisten, die ein solches digitales Com- munity Policing betreiben, im- mer die Freiwilligkeit und auch die Freude am direkt-virtuellen Kontakt mit den Bürgerinnen und Bürgern im Vordergrund stehen soll. Denn nur in Ver- bindung mit einem gewissen Maß an Offenheit, Sensibilität und Ver- trauen könne dau- erhaft ein engagier- tes, persönliches Auftreten in den sozialen Netzwer- ken gelingen und den Bürgerdialog stärken. Deswegen verzichten die dort ak- tiven Kolleginnen und Kollegen auch weitgehend auf den für Außenstehende etwas sperrig wirkenden behördlichen Sprachgebrauch. Die Polizei soll dadurch nicht nur nahba- rer und erlebbarer werden, sondern ein regionales Ange- bot schaffen, von dem Bürge- rinnen, Bürger und örtliche Polizei gleichermaßen profitie- ren: Die Polizei erhält wertvol- le Tipps und Anregungen aus der Bevölkerung und kann ent- sprechend schnell reagieren. Bürgerinnen und Bürger finden „ihre“ Polizei direkt dort vor, wo sie sich im Laufe des Tages häufig aufhalten: in den sozia- len Netzwerken. Und sie erhal- ten polizeiliche Informationen ungefiltert direkt von der Poli- zei. Durch die entstehende Transparenz soll das Vertrauen zwischen Polizei und Bevölke- rung verstärkt werden. Dass dabei hohe Qualitäts­ standards bezüglich der daten- schutzrechtlichen Bestimmun- gen gelten, versteht sich von selbst. So werden zum Beispiel keine personenbezogenen Da- ten durch die Polizei Nieder- sachsen auf den Social-Media- Auftritten eingestellt, weil das rechtlich nicht zulässig ist. Bei den Inhalten, die auf den ver- schiedenen sozialen Medien ge- postet werden, lässt das Social- Media-Team den Dienststellen relativ freie Hand, sagt Franzis- ka Santhiralingam, die bei der Zentralen Polizeidirektion Nie- dersachsen für Social Media zu- ständig ist. In der NDR-Sendung „Zapp“ vom 5. September 2018 erklärt sie: „Wir wollen uns na- türlich auch als Menschen dar- stellen, als jemand, vor dem man keine Angst haben muss, als Menschen, die nett sind und helfen wollen.“ < Sympathieträger in Uniform Wie das in der Praxis aussieht, zeigt unter anderem Polizei- kommissar Tim Tecklenburg von der Polizeiinspektion Leer/ Emden. Auf seinem offiziellen Facebook-Account präsentiert er sich und seine polizeiliche Arbeit frisch und bürgernah. Er gibt zum Beispiel Infos zum Start mit dem Auto in die Ne- belsaison, warnt vor gefährli- chen Stellen im Straßenverkehr der Region oder meldet sich < Kollegen von der DPolG Berlin präsentie- ren sich auf Twitter. © Pixabay.com/Ingo Kramarek © DPolG Berlin dbb > dbb magazin | Dezember 2019 40

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