dbb magazin 9/2021

frauen Bevölkerungsanteil – politisch deutlich unterrepräsentiert sein werden. < Politik muss familien­ freundlich arbeiten Diese Unterrepräsentanz hat für die faktische Gleichstellung der Geschlechter, wie sie in Ar­ tikel 3 unseres Grundgesetzes festgeschrieben ist, negative Auswirkungen. Denn die Erfah­ rung zeigt: Bleibt der Anteil der weiblichen Abgeordneten in den Parlamenten weiterhin so gering, wird es immer schwie­ riger, Gleichstellung im Gesetz­ gebungsverfahren voranzu­ bringen. Wie also bringen wir mehr Frauen in die Parlamen­ te? Aus meiner Sicht gibt es hier diverse praktische wie auch strukturelle Baustellen. Zum einen muss bereits auf der untersten (lokal)politi­ schen Ebene, das heißt in politischen Ortsvereinen, in Gremien und auch in Gewerk­ schaften, auf die Vereinbarkeit von Familie, Engagement und Beruf geachtet werden. Viele Sitzungen und Veranstaltun­ gen finden zu familienun­ freundlichen Zeiten statt. Dabei ist eine Lösung für alle Beteiligten eigentlich sehr sim­ pel: Grundsätzlich sollten Ein­ ladungen nur unter Angabe ei­ nes Endzeitpunktes verschickt werden, wobei bei der Termin­ findung besonders auf Per­ sonen mit Kindern geachtet werden sollte. Und auch die Möglichkeit von hybriden Sit­ zungen, in denen sowohl ein Treffen vor Ort als auch die Teilnahme über ein Video­ konferenzsystem erlaubt sind, bieten (jungen) Müttern und Vätern mehr Flexibilität. < Wahlrechtsreform ist überfällig Wir müssen jedoch auch das politische System als solches reformieren, um Gleichstellung in der Politik zu realisieren. Eine Wahlrechtsreform, und zwar eine, die sich auf Parität stützt, ist daher unerlässlich. Nur wenn wir die Anzahl der Wahlkreise reduzieren und sowohl Landeslisten als auch Direktmandate quotieren, kön­ nen wir die politische Reprä­ sentanz von Frauen systema­ tisch und nachhaltig steigern. Für diesen Bundestag hängt nun viel vomWahlverhalten der Bürgerinnen und Bürger ab. Um eine weiblichere Volks­ vertretung zu fördern, kann die Stimmvergabe entschei­ dend sein. Beide Stimmen ei­ ner Partei zu geben, stützt die Listenkandidaturen. Wo Listenplätze paritätisch ver­ geben wurden, so zeigt die statistische Auswertung, stei­ gen die Chancen für weibliche Kandidierende auf ein Bun­ destagsmandat. Zuletzt möchte ich an die Leserinnen und Leser des dbb magazins appellieren: Bitte ge­ hen Sie wählen. Der Gang zur Wahlurne ist wahrscheinlich eines der einfachsten und zu­ gleich effektivsten Mittel, die Gleichstellung von Männern und Frauen voranzubringen – auch in der Politik! < Bundestagswahlen 2021 Parteien im Check Wer die Bundestagswahlen für sich entscheiden will, muss bei den weiblichen Wahlberechtigten punkten: Denn am 26. September dürfen zwei Millionen mehr Frauen als Männer wählen. Dabei setzen die Parteien ganz unterschiedliche Schwer­ punkte, wenn es um die Förderung von Frauen und Fami­ lien geht. Für einen schnellen Überblick haben die dbb frauen die Wahlprogramme der im Bundestag vertrete- nen Parteien unter die Lupe genommen und die zentralen frauen- und familienpolitischen Kernaussagen zusammen­ gefasst – die Belange der weiblichen Beschäftigten im öffentlichen Dienst immer im Blick! Die thematisch gegliederte Übersicht online unter: https://t1p.de/7inb Bundesstiftung Gleichstellung Wichtiges Versprechen endlich eingelöst Lieber spät als nie: Die Bundes­ stiftung Gleichstellung hat Anfang Juli 2021 ihre Arbeit aufgenommen. Sie bietet Per­ sonen und Institutionen, die sich für die Gleichstellung en­ gagieren, unter anderem Un­ terstützung und Möglichkeiten sich zu vernetzen. „Wir freuen uns, dass die Bundesregierung dieses wichtige Versprechen endlich einlöst“, betonte dbb frauen Chefin Milanie Kreutz. „Wir hätten uns mit Blick auf die gleichstellungspolitischen Fol­ gen der Corona-Krise jedoch eine frühere Umsetzung ge­ wünscht.“ Während der Pandemie sei das Ungleich­ gewicht zwischen Männern und Frauen noch sichtbarer als zuvor geworden. Nun gelte es, die Folgen der Krise für die Gleichstellung der Geschlechter gemeinsam zu meistern. „Das Potenzial der Gleichstellungsstiftung ist groß“, erklärte Kreutz. Sie kön­ ne durch wissenschaftliches Arbeiten, Systematik und Struktur viel bewirken. „Erfolg­ reich kann sie letzten Endes jedoch nur sein“, so die dbb frauen Chefin weiter, „wenn auch zivilgesellschaftliche Ak­ teure und Akteurinnen recht­ zeitig und umfassend in die Stiftungsarbeit eingebunden werden.“ Die Bundesstiftung Gleichstel­ lung ist in Berlin im Geschäfts­ bereich des Bundesministeri­ ums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) angesiedelt und versteht sich als „offenes Haus für die Gleich­ stellung von Frauen und Män­ nern“. Sie wurde von der Bun­ desregierung als rechtsfähige bundesunmittelbare Stiftung des öffentlichen Rechts errich­ tet, um die Gleichstellung in Deutschland zu stärken und zu fördern. STANDPUNKT Model Foto: Colourbox.de 33 > dbb magazin | September 2021 dbb

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