dbb magazin 12/2025

EUROPA Andrea Wechsler, Präsidentin der Europa-Union Deutschland „Mein Ziel ist ein Europa, das Chancen schafft“ Die überparteiliche Europa-Union Deutschland e. V. (EUD) hat auf ihrem 68. Bundeskongress am 12. Oktober 2025 in Chemnitz die baden-württembergische Europaabgeordnete Prof. Dr. Andrea Wechsler (CDU) an die Verbandsspitze gewählt. Die Juristin lehrte unter anderem Wirtschaftsprivatrecht an der Hochschule Pforzheim und ist seit 2024 Mitglied im Europäischen Parlament. Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Wahl als Präsidentin der EUD. Was wollen Sie für diese proeuropäische Bürgervereinigung erreichen? Herzlichen Dank für die Glückwünsche. Mein Ziel ist es, die EuropaUnion Deutschland als starke Impuls- und Ideengeberin für die europäische Einigung zu positionieren. Wir dürfen uns nicht damit zufriedengeben, Europa zu verwalten – wir müssen es weiterdenken. Unser Ziel ist ein handlungsfähiges, demokratisches und bürgernahes Europa, das sich seiner Werte und seiner Verantwortung bewusst ist. Für uns europäische Föderalistinnen und Föderalisten bedeutet das: Wir streben eine echte europäische Demokratie an, in der gemeinsame Institutionen die großen Zukunftsfragen wirksam gestalten können. Die Europa-Union soll dabei Motor und Brückenbauerin zugleich sein – mit Ideen, die verbinden, und mit der klaren Vision eines europäischen Bundesstaates als Ziel unserer gemeinsamen politischen Arbeit. Welche Aufgaben haben Sie als CDU-Politikerin im Europäischen Parlament? Im Europäischen Parlament setze ich mich dafür ein, dass Europa seine wirtschaftliche Stärke, seine Innovationskraft und seine soziale Verantwortung miteinander verbindet. Als Mitglied im Industrie-, Forschungs- und Energieausschuss arbeite ich daran, dass wir unsere Wettbewerbsfähigkeit sichern, den grünen und digitalen Wandel gestalten und unsere Energieversorgung unabhängig und nachhaltig machen. Europa muss technologisch souverän werden – von künstlicher Intelligenz bis Wasserstoffwirtschaft. Zugleich dürfen wir die Menschen dabei nicht vergessen: Innovation braucht Akzeptanz und Fortschritt braucht Gerechtigkeit. Mein Ziel ist ein Europa, das Chancen schafft, Sicherheit bietet und mit einer Stimme in der Welt spricht. Denn nur ein geeintes, demokratisches und föderales Europa kann seine Werte und Interessen wirksam vertreten – nach innen wie nach außen. Die Wirtschaft schwächelt in weiten Teilen Europas, besonders in Deutschland. Was kann die EU tun, damit sie wieder wächst und damit unseren Wohlstand sichert? Die Europäische Union kann entscheidend dazu beitragen, dass unsere Wirtschaft wieder wächst – wenn sie entschlossen und zugleich mit Weitblick handelt. Sie muss den Binnenmarkt vollenden, besonders in Energie, bei Dienstleistungen und Digitalem, damit Unternehmen überall in Europa faire Chancen haben und Innovation sich entfalten kann. Wir brauchen weniger Bürokratie, verlässliche Rahmenbedingungen und eine echte Kapitalmarktunion, die Investitionen erleichtert und Kapital dort mobilisiert, wo es Zukunft schafft – in Forschung, Start-ups und nachhaltiger Infrastruktur. Doch Wachstum darf kein Selbstzweck sein: Es muss den Menschen zugutekommen. Deshalb gehört zur wirtschaftlichen Erneuerung auch soziale Verantwortung – Investitionen in Bildung, Qualifizierung und Teilhabe, damit niemand den Wandel fürchten muss. Europa kann zeigen, dass wirtschaftliche Stärke, sozialer Zusammenhalt und ökologische Nachhaltigkeit kein Widerspruch sind, sondern sich gegenseitig stärken. Ein solidarisches, innovatives und nachhaltiges Europa ist die beste Investition in unseren gemeinsamen Wohlstand. Welche Rolle spielen dabei Bürokratiekosten und welchen Anteil hat die EU an Überregulierung? Bürokratie ist eine der größten Wachstumsbremsen in Europa. Gerade kleine und mittlere Unternehmen leiden darunter, dass zu viel Zeit in Verwaltung statt in Innovation fließt. Auch wenn vieles auf nationaler Ebene entsteht, trägt die EU ihren Teil dazu bei, wenn gut gemeinte Ziele in überkomplexe Verfahren münden. Wir brauchen deshalb eine europäische Kehrtwende hin zu Andrea Wechsler © Corinna Mehl/Europa-Union Deutschland INTERN 33 dbb magazin | Dezember 2025

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