dbb magazin 12/2025

FRAUEN Gewalt gegen Frauen Keine Toleranz Sowohl die eigenen vier Wände als auch der Arbeitsplatz müssen ein sicherer Ort sein, fordern die dbb frauen. Gemeinsam mit den UN Women machen sie auf die zunehmende Gewalt gegen Frauen aufmerksam. Jede zweite Beschäftigte im öffentlichen Dienst wurde schon einmal bei ihrer Tätigkeit behindert, beschimpft oder tätlich angegriffen. Das hat die dbb-Bürgerbefragung 2025 ergeben. Im Ehrenamt sind die Zahlen noch besorgniserregender. So erleben 63 Prozent der politisch engagierten Frauen digitale Gewalt. Am stärksten gefährdet sind Frauen allerdings zu Hause: Über 180 000 Frauen und Mädchen wurden 2024 nach Angaben des BKA Opfer von häuslicher Gewalt. Statistisch bedeutet das einen Übergriff alle drei Minuten. „Gewalt gegen Frauen ist kein Randphänomen, sondern tägliche Realität“, warnte Milanie Kreutz, Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung und stellvertretende dbb Bundesvorsitzende anlässlich des Internationalen Tags gegen Gewalt an Frauen am 25. November 2025. „100 Prozent Sicherheit, null Prozent Toleranz bei Gewalt, sexueller Belästigung und Mobbing. So muss das Credo lauten. Die erschreckenden Zahlen stehen für unzählige einzelne Schicksale, die wir nicht übersehen dürfen.“ Gewaltschutz ist kein Privileg, sondern ein Grundrecht Schlüssel für den Kampf gegen Gewalt an Frauen sei das Gewalthilfegesetz, das im Februar verabschiedet wurde. „Das war nur der erste Schritt, jetzt geht es darum, die Maßnahmen so schnell wie möglich umzusetzen. Die Strukturen zum Schutz von Betroffenen und zur Verfolgung von Tätern müssen dauerhaft verankert werden.“ Durch das Gewalthilfegesetz werden Frauenhäuser und Beratungsstellen nachhaltig finanziert. „Schutz darf keine Frage des Wohnorts sein. So kommt die Hilfe dort an, wo sie gebraucht wird: bei den Frauen.“ Entscheidend sei dabei der Rechtsanspruch auf Schutz vor Gewalt: Frauen, die von Gewalt betroffen sind, haben künftig einen verbindlichen Anspruch auf Unterstützung. Kreutz weiter: „Gewaltschutz ist kein Privileg, sondern ein Grundrecht. Dieser Rechtsanspruch ist ein Meilenstein – aber Gesetze retten keine Leben, wenn sie nicht konsequent umgesetzt werden. Jetzt liegt es an Bund, Ländern und Kommunen, echte Sicherheit zu schaffen.“ Fundament zum Schutz von Beschäftigten Der öffentliche Dienst hat eine Vorbildrolle, wenn es um den Schutz seiner Beschäftigten geht. „Ein öffentlicher Dienst, der Vertrauen verdient, schützt Betroffene ohne Zögern und zieht Täter zur Verantwortung“, betont Kreutz. Damit das gelingt, sind auch Führungskräfte gefragt. „Führungskräfte tragen Verantwortung für eine Arbeitskultur, in der Grenzverletzungen weder geduldet noch relativiert werden.“ Null Prozent bedeute auch null Prozent. „Sonst wird Gewalt normalisiert. Das darf nicht passieren.“ Kreutz fordert deshalb entsprechende Schulungen für Führungskräfte: „Der Umgang mit Gewalt stellt das Fundament des Schutzauftrags dar und muss systematisch verankert, regelmäßig aktualisiert und in jeder Dienststelle verbindlich umgesetzt werden.“ Der Kampf gegen Gewalt sei schlussendlich aber Aufgabe aller: „Beschäftigte sollen ein respektvolles Miteinander pflegen und Grenzverletzungen sofort melden.“ Im Zuge dessen sollen Dienststellen Verhaltenskodizes und Schutzkonzepte gegen sexuelle Belästigung und Gewalt einführen und umsetzen. Damit diese Regeln keine zahnlosen Tiger bleiben, braucht es niedrigschwellige und vertrauliche Anlaufstellen für Betroffene, die im Ernstfall aber auch die Befugnis zum Durchgreifen haben. Gleichzeitig müssen den Beschäftigten die Melde- und Verfahrenswege auch klar sein. Denn selbst die beste Anlaufstelle ist wirkungslos, wenn Betroffene sie gar nicht kennen. Die Welt sieht orange Um auf den Kampf gegen Gewalt an Frauen aufmerksam zu machen, nehmen die dbb frauen an der diesjährigen Kampagne „Orange the World“ der UN Women teil. Beginnend am Tag gegen Gewalt an Frauen organisieren die UN Women eine zweiwöchige Kampagne, die bis zum 10. Dezember 2025, dem Tag der Menschenrechte, geht. Möglichkeiten, sich im Rahmen der Kampagne zu engagieren, gibt es viele: Posts auf Social Media, Aufklärung am Arbeitsplatz oder in der Schule oder Farbe bekennen, indem man Orange trägt, orangefarbenes Licht ans Fenster stellt oder orange Bänke aufstellt. Seit 2023 sind die dbb frauen Teil der deutschen Delegation der UN Women. dsc INTERN 31 dbb magazin | Dezember 2025

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