EHRENAMT Verein Verwaltung für Demokratie Aktiv gegen Verfassungsfeinde Julia Kümper ist Vorsitzende eines Vereins, der die Verwaltung stärker gegen Verfassungsfeinde wappnen möchte. Im dbb magazin spricht sie über konkrete Ziele und mahnt, dass ein Umdenken dringend erforderlich ist. Neun Beschäftigte des öffentlichen Dienstes haben den Verein „Verwaltung für Demokratie“ im Januar 2025 gegründet. Unter ihnen ist auch Julia Kümper, Führungskraft in einer Kommunalverwaltung. Ihre Vision: Alle Mitarbeitenden der Verwaltungen kennen, schützen und verteidigen die Demokratie auf allen Ebenen. Eine resiliente Verwaltung mit gemeinsamem Werteverständnis schafft Handlungssicherheit und stärkt Strukturen gegen demokratiefeindliche Angriffe sowie rechtswidriges Verhalten. Gegenüber dem dbb magazin beleuchtet Julia Kümper verschiedene Aspekte dieser Vision. Zum Zeitpunkt des Interviews zählt der Verein etwas mehr als 60 Mitglieder in neun Bundesländern, die in verschiedenen Sparten des öffentlichen Dienstes arbeiten: etwa in Ministerien oder bei der Polizei. Frau Kümper, ganz grundsätzlich: Warum gehört die Verwaltung zur kritischen Infrastruktur der Demokratie? Aufgabe der Verwaltung ist es, die freiheitlich-demokratische Grundordnung zu schützen und für alle Menschen in Deutschland zu gewährleisten. Heißt: Menschenwürde, Rechtsstaatlichkeit und Demokratieprinzip sind die Leitplanken unseres Verwaltungshandelns. Die Verwaltung ist die Wirbelsäule der Demokratie. Ohne funktionierende Verwaltung keine Gesetzgebung, keine Gesetzesurteile, keine Müllabfuhr, keine Sozialleistungen. Denn in all diesen Prozessen ist die Verwaltung als Exekutive relevant, in der Gewaltenteilung mit Judikative und Legislative. Das ist aus meiner Sicht kritische Infrastruktur. Genauso wie wir sicherstellen, dass bei Angriffen auf die Wasserversorgung Schutzmechanismen für die Gesellschaft greifen, müssen wir ebenfalls sicherstellen, dass bei Angriffen auf die Verwaltung Schutzmechanismen für die Demokratie greifen. Unterm Strich sind Verwaltungsmitarbeitende diejenigen, die letztlich entscheiden, ob ihre Handlungen der freiheitlich-demokratischen Grundordnung entsprechen. Damit sind sie gleichzeitig die letzte Verweigerungsinstanz, wenn es zu Angriffen auf die freiheitlich-demokratische Grundordnung von innen kommt, zum Beispiel über unrechtmäßige Weisungen. Oder nehmen wir die Kommunalverwaltungen als Beispiel: Allein die Tatsache, dass sie für die Organisation von Wahlen verantwortlich sind, verdeutlicht schon ihre demokratische Bedeutung. In den USA führt Präsident Trump einen Feldzug gegen Behörden und Beschäftigte des Staates, die nicht in seine Agenda passen. Hierzulande erzielt die politische Rechte Umfragerekorde. Wie blicken Sie auf die Situation der Demokratie? Auch bei uns ist die Tendenz alarmierend. Wir erleben, dass Menschen, die sich in der Kommunalpolitik engagieren, zur Zielscheibe werden. Beleidigungen, Drohungen und auch körperliche Angriffe nehmen zu – betroffen sind auch Beschäftigte, die sich im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit für gesellschaftliche Vielfalt einsetzen und damit Rechtsextremen ein Dorn im Auge sind. Außerdem erleben wir, dass bestimmte Akteure demokratische Rechte missbrauchen: zum Beispiel das Anfragerecht, ein wichtiJulia Kümper © Kai Weber 26 FOKUS dbb magazin | Dezember 2025
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