dbb magazin 12/2025

Cyber Innovation Hub der Bundeswehr Pioniergeist am Tal des Todes Moderne Probleme erfordern moderne Lösungen. Gemeinsam mit Start-ups und der Truppe entwickelt der Cyber Innovation Hub der Bundeswehr (CIHBw) neue Ausrüstung für die Armee. Doch sein größter Feind ist die Bundeswehr-Bürokratie. Die Feldsanitäter versorgen die Verwundeten. Blutung stoppen, Verband anlegen, jede Sekunde zählt. Über ihnen sitzt bereits die faLKE – kein Rechtschreibfehler, denn faLKE steht für „flexibel adaptierbare Lichtversorgung für mobile Kräfte im Einsatz“. Die faLKE ist eine leistungsstarke LED-Matte mit Akku, die beliebig ein- und ausgerollt werden kann. Bei Einsätzen und Rettungsaktionen ohne Zugang zum Stromnetz bietet sie eine nützliche Alternative zur klassischen Stirnlampe, da diese die Umgebung nur punktuell beleuchtet und auch nur dort, wo die Trägerin oder der Träger gerade hinschaut. Entwickelt wurden die faLKEn vom Hamburger Unternehmen Carpetlights in Zusammenarbeit mit dem CIHBw. Ursprünglich hatte das Start-up Lichtteppiche für die Filmproduktion hergestellt. Unter dem Produktnamen „XPLights“ begann Carpetlight, Beleuchtungslösungen für Polizei und andere Einsatzkräfte zu entwickeln. Gemeinsam mit dem CIHBw wurden diese Spezialleuchten an die Anforderungen der Bundeswehr angepasst. Die faLKEn waren geboren – oder besser gesagt: sind geschlüpft. Schnittstelle zwischen Start-ups und Militär Der CIHBw wurde im März 2017 als abteilungslose Organisation im Bundesverteidigungsministerium gegründet und 2020 als eigene Abteilung in der BWI GmbH, der zentralen IT-Dienstleisterin der Bundeswehr, angesiedelt. Geleitet wird das CIHBw seit 2020 von Sven Weizenegger, der bereits Berufserfahrung in Start-ups, dem Wirtschaftsministerium und der Abteilung Cybersicherheit der Telekom vorweisen kann. Seit Gründung hat der CIHBw mit Stand November 2025 bereits 170 „Innovationsvorhaben“ gestartet. So wie Weizeneggers Vita verbindet auch das CIHBw das Start-up-Ökosystem mit der politischen Arbeit. Der Weg von der Idee zur fertigen Anwendung kann dabei sehr unterschiedlich ausfallen. Häufig bauen Start-ups mithilfe des CIHBw bestehende Produkte oder Softwares für militärische Zwecke um, wie im Fall von faLKE. Hier spricht der CIHBw von Dual-Use, also der Entwicklung von Produkten, die sowohl zivil als auch militärisch genutzt werden können, was allerdings kein zwingendes Kriterium ist. Start-ups können ihre Produkte auch direkt für den militärischen Einsatz entwickeln. Das geht aus eigenem Antrieb oder indem sie sich nach Bedarfen der Bundeswehr umhören. Die Ideen können auch aus der Bundeswehr kommen. Der CIHBw spricht in diesem Kontext von Intrapreneurship. Ideen zu Land, zu Wasser und in der Luft Ein Beispiel für ein Produkt, das aus der Truppe heraus geboren wurde, ist das Programm MESE, das Schiffen anzeigt, was um sie herum auf dem Wasser und in der Luft passiert. MESE begann ursprünglich als Hobbyprojekt des heutigen Fregattenkapitäns Volker Voß, der knapp zehn Jahre lang neben seinem Dienst an diesem Programm gewerkelt hatte. Dann wurde das CIHBw auf das Projekt aufmerksam und begann, es zu fördern. 2022 wurde MESE zum ersten Mal mit der entsprechenden Hardware auf Voß’ Versorgungsschiff, dem Tender „Mosel“, verbaut. Die „Mosel“ erhielt dadurch den neuen Spitznamen „Tesla-Tender“. Auch die Zusammenarbeit von mehreren Start-ups an einem Projekt ist möglich. „Mine-GeoJSON“ ist eine Kombination aus Drohne und Software, die Landminen aufspürt und kartiert. Die Drohne mit Magnetsensor stammt vom Start-up ASDRO GmbH. © Bundeswehr/Martina Pump 22 FOKUS dbb magazin | Dezember 2025

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