dbb magazin 12/2025

Nachgefragt bei BAAINBw-Präsidentin Annette Lehnigk-Emden „Es kommt auf uns an, damit die Truppe schnell verteidigungsfähig wird“ Bis spätestens 2029 soll die Bundeswehr für die Landes- und Bündnisverteidigung voll ausgestattet sein. Am Geld mangelt es nicht, problematisch sind Lieferzeiten und bürokratische Vorgaben. Wie kann das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr den Wettlauf gegen die Zeit gewinnen? Wir haben als Beschaffungsamt bewiesen, dass wir schnell und flexibel auf die Forderungen der Zeitenwende reagieren können. Das wurde auch durch eine Untersuchung der Universität der Bundeswehr aufgezeigt, die über 40 000 Verfahren im Zeitraum von Januar 2018 bis Dezember 2024 ausgewertet hat. Danach hat sich die Dauer der Beschaffung der Bundeswehr in diesem Zeitraum um über 30 Prozent verkürzt. Allein im Jahr 2024 erzielten wir in der Beschaffung für die Bundeswehr erneut sehr gute und messbare Ergebnisse. In der letzten Legislaturperiode haben wir gut 180 sogenannte 25-Millionen-EuroVorlagen erfolgreich durch das Parlament gebracht und in Verträge mit einem Gesamtvolumen von knapp 150 Milliarden Euro umgesetzt. Aus dem Sondervermögen konnten wir im Jahr 2024 bereits erste Waffensysteme in die Bundeswehr einführen. Noch in diesem Jahr werden wir weitere Waffensysteme aus unseren Beschaffungen übernehmen können. Auch in diesem Jahr und 2026 werden wir das Tempo aufrechterhalten. Nicht zu vergessen ist auch, dass die gesamte Phase der Nutzung durch das BAAINBw sichergestellt wird. Wir betreuen also rund 2 200 Projekte über den gesamten Lebenszyklus in der Bundeswehr. Die Mitarbeitenden des BAAINBw beschaffen also nicht nur, sondern stellen auch sicher, dass gekaufte Systeme über Jahrzehnte in der Truppe sicher betrieben werden können. Die Zeitenwende musste aber auch in unseren Köpfen stattfinden, ein Kulturwandel in unserem Denken und Handeln. Hier im Amt hat jeder verstanden: Es kommt auf uns an, damit die Truppe schnell verteidigungsfähig wird. Die Mitarbeitenden sollten entscheidungsfreudiger und mutiger werden und offen für Neues sein – da haben sie meine volle Rückendeckung. Für mich war und ist wichtig, dass die Mitarbeitenden das richtige Mindset haben. Nur so können wir den notwendigen Wandel weiter vorantreiben und noch schneller werden. Und dass das bisher schon ganz gut funktioniert, das zeigen auch die Zahlen. Wo rechtlich möglich, öffnen und vereinfachen wir Prozesse und bauen bürokratische Hürden ab. Wir haben intern beispielsweise gut 80 von rund 160 Verfahrensregeln „über Bord geworfen“. Zeit ist nun der handlungsleitende Faktor. Wo möglich, kaufen wir marktverfügbar. Außerdem nutzen wir verstärkt Rahmenverträge für schnellere Abrufe oder funktionale Leistungsbeschreibungen für mehr Flexibilität auf beiden Seiten. Auch mithilfe des Bundeswehrbeschaffungsbeschleunigungsgesetzes (BwBBG) konnten wir Beschaffungszeiten deutlich verkürzen. Das neue Gesetz zur beschleunigten Planung und Beschaffung für die Bundeswehr (BwPBBG) soll weitere Vereinfachungen bringen, indem wir zum Beispiel in vielen Fällen auf Ausschreibungen ganz verzichten können – es ist eine konsequente Fortentwicklung. Letztlich kommt es aber darauf an, wie es implementiert und in konkrete Beschaffungen und schließlich Lieferungen umgesetzt wird. Dazu gehört auch und vor allem eine leistungsfähige Rüstungsindustrie, die in der Lage sein muss, ihre Kapazitäten massiv auszuweiten. Wir müssen unsere Bundeswehr bis 2029 für die Landes- und Bündnisverteidigung ausstatten. Die Produktionskapazitäten der Industrie sind aber noch nicht so hochgefahren, dass wir alles benötigte Gerät bis zu diesem kritischen Datum geliefert bekommen. Bisher haben die Unternehmen Manufaktur gemacht; wir brauchen jetzt aber den raschen Umstieg auf Serienproduktion. Das ist bei den Rüstungsfirmen angekommen und wir begleiten sie auf diesem Weg. Wir sind in einem engen Austausch und große Produzenten können in Erwartung unserer Aufträge bereits Rohstoffe oder andere Materialien vorbestellen. Unser Anspruch ist es, dass unsere Soldatinnen und Soldaten bestmöglich ausgerüstet sind und ihren Auftrag sicher erfüllen können. Dass wir das können, haben wir bereits deutlich gezeigt – und alle Mitarbeitenden im Amt sind bereit, diesen Schwung auch in die nächsten Jahre mitzunehmen. _ Annette Lehnigk-Emden, Präsidentin des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) © Bundeswehr/Dirk Bannert FOKUS 15 dbb magazin | Dezember 2025

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