dbb magazin 12/2025

Von den Verwaltungs- und Technikjobs bei der Bundeswehr sind derzeit nur 80 bis 90 Prozent besetzt, zudem scheiden in den nächsten zehn Jahren rund 20 000 Beschäftigte aus dem Dienst aus. Wie viele Zivilbeschäftigte werden gebraucht und mit welchen Maßnahmen können Abgänge zeit- und qualifikationsgerecht ersetzt werden? Der Personalbestand im zivilen Bereich der Bundeswehrverwaltung ist ein kritischer Faktor: Verwaltung, Technik, Beschaffung – ohne ausreichendes Fachpersonal können wir weder die Modernisierung noch den Ausbau leisten, den die Sicherheitslage erfordert. Die entsprechenden Planungen muss das Bundesministerium der Verteidigung jetzt erstellen. Aber unstrittig ist: Der Bedarf wird deutlich steigen. Deshalb muss es zwingend einen qualitativen und quantitativen Ausbau geben: mehr zivile Stellen, attraktive Einstiegs- und Karrierechancen, gezielte Qualifizierung. Dafür gibt es drei entscheidende Bausteine: erstens schnellere Einstellungsverfahren und bessere Arbeitsbedingungen im öffentlichen Dienst im Verteidigungsbereich. Zweitens Förderprogramme für duale Studiengänge, IT-Fachkräfte, Technikexpertise, damit Abgänge nicht unersetzbar bleiben. Drittens frühzeitige Nachfolgeplanung – sowohl auf Leitungsebene als auch bei Fachkräften. Sicherheitspolitik erfordert eben auch die Sicherstellung der Verwaltungskräfte. Mit zusätzlichen Soldatinnen und Soldaten sowie mehr NATOTransit – Stichwort „Drehscheibe Deutschland“ – wächst auch die Arbeit für Zivilbeschäftigte in den Bereichen Infrastruktur, Logistik und Steuerung. Wie viele zusätzliche Vollzeitstellen im zivilen Bereich sind dort bis 2028 nötig? Wie sieht es mit der Finanzierung und der regionalen Verteilung aus? Deutschland wird in Zukunft noch stärker als zentrale logistische Drehscheibe innerhalb Europas gefordert sein und übernimmt in dieser Rolle eine erhebliche Verantwortung. Wenn wir mehr Soldaten haben, mehr Material bewegen und mehr Bündnislogistik stemmen, dann steigt auch der Bedarf an zivilem Personal in Infrastruktur, Logistik, Steuerung. Die notwendigen Vollzeitstellen wird das Bundesverteidigungsministerium jetzt ausplanen. Aber wir haben im Ausschuss klare Erwartungen: Die Zivilstellen müssen entsprechend dem logistischen Mehrbedarf skaliert werden. Finanzierung und regionale Verteilung sind dabei keine Nebensache. Die Mittel müssen verantwortungsvoll, das heißt sach- und bedarfsgerecht, aus dem Haushalt bereitgestellt werden. Dabei ist auch darauf zu achten, dass der Aufbau nicht nur in einzelnen Regionen erfolgt, sondern dort, wo die logistischen Knotenpunkte liegen: etwa im Norden und Osten Deutschlands, an Transitachsen und Materialdepots. Regionale Gerechtigkeit und Bündnisverantwortung dürfen sich nicht ausschließen. Digitalisierung und KI können die Verwaltung im zivilen Bereich der Bundeswehr entlasten, doch auch diese Systeme brauchen Menschen, die sie installieren, trainieren und überwachen. Welche Regeln und Mindestbesetzungen sind für diese Prüf- und Aufsichtsaufgaben geplant und wie werden die Beschäftigten in Zeiten des Fachkräftemangels qualifiziert? Eine ganzheitliche Digitalisierung muss die Prozesse effizienter, aber auch agiler und sicherer machen. KI-Systeme brauchen nicht nur eine sorgfältige Einführung, sondern auch eine verantwortliche personelle Kontrolle. Dabei bestehen drei zentrale Herausforderungen: Erstens brauchen wir verbindliche Regeln dafür, wie KI bei der Bundeswehr eingesetzt wird – geprüft, nachvollziehbar, sicher. Zweitens brauchen wir Mindestbesetzungen für Prüf- und Aufsichtsaufgaben: Menschen, die die Systeme installieren, trainieren, überwachen – diese Fachkräfte müssen vorhanden sein. Drittens müssen angesichts des Fachkräftemangels entsprechende Qualifikationen gesichert werden, zum Beispiel durch Kooperation mit Hochschulen und Industrie, durch Fort- und Weiterbildung, durch gezielte Anwerbung. Technische und KI-bezogene Kompetenzen müssen zu echten Karrierevorteilen führen. So können wir trotz Fachkräftemangels ausreichend qualifiziertes Personal binden und gewinnen. Neben Personal benötigt die „Zeitenwende“ viel neues ziviles und militärisches Material. Die Finanzierung durch Sondervermögen und neue Schulden ist eine Seite der Medaille. Die andere ist die Geschwindigkeit, mit der Ausrüstung beschafft werden kann. Sind die bis 2028 gesteckten Beschaffungsziele überhaupt erreichbar? Wir haben mit dem Sondervermögen und der Bereichsausnahme die nötige Voraussetzung geschaffen – doch das Geld allein reicht nicht. Die Zeitenwende ist nicht nur eine Frage der Finanzierung, sondern vor allem der Geschwindigkeit. Die Bundeswehr braucht moderne Ausrüstung in kurzer Zeit, und dafür muss die Beschaffung weiter beschleunigt werden. Wir haben bereits wichtige Schritte unternommen: schnellere Vergabeverfahren, mehr Standardisierung, stärkere industriepolitische Kooperationen und Rahmenverträge, die eine rasche Skalierung ermöglichen. Entscheidend ist, wie schnell wir die Verfahren effizienter, schlanker und verbindlicher gestalten. Wir brauchen weniger Bürokratie, klare Verantwortlichkeiten, europäische Kooperationsprojekte – gerade in der Beschaffung. Auch im Beamtenbereich gilt: Fachpersonal lässt sich nur mit attraktiven Beschäftigungsbedingungen gewinnen. Werden Sie sich dafür einsetzen, die 41-Stunden-Woche für Beamtinnen und Beamte des Bundes zurückzuführen? Gute Arbeitsbedingungen schaffen wir vor allem mit flexiblen Arbeitszeitmodellen, sinkender Arbeitsbelastung durch mehr Digitalisierung, besserer Vereinbarkeit von Familie und Beruf und gezielten Maßnahmen zur Fachkräftegewinnung. Wenn wir durch einen umfassenden Modernisierungsprozess erreichen, dass eine Anpassung der Wochenarbeitszeit finanzierbar und organisatorisch sowie personell leistbar ist, wäre eine Arbeitszeitreduzierung ein weiteres Instrument zur Attraktivitätssteigerung. _ Deutschland wird in Zukunft noch stärker als zentrale logistische Drehscheibe innerhalb Europas gefordert sein. FOKUS 13 dbb magazin | Dezember 2025

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