ARBEITSWELT Was bedeutet agiles Arbeiten? Unternehmensberaterin Kerstin Sarah von Appen lehrt ein Konzept, das zwar in der IT-Branche wurzelt, aber auch für den öffentlichen Dienst geeignet ist. Ein Unternehmen gibt eine neue Software in Auftrag, das Briefing ist mit den Entwicklern abgestimmt und sie machen sich an die Arbeit. Sie investieren viel Mühe und Zeit, machen Überstunden. Nach einigen Monaten präsentieren sie dem Kunden das Ergebnis. Alle sind stolz. Doch prompt folgt die Ernüchterung: Der Kunde ist unzufrieden. Er fühlt sich missverstanden, die Umsetzung und das Design der Software gefallen ihm nicht und im Unternehmen haben sich neue Bedürfnisse ergeben. Beide Seiten sind frustriert. „Solche Situationen sind in der Tat frustrierend, in der IT sind sie früher oft vorgekommen“, sagt Kerstin Sarah von Appen, Unternehmensberaterin in Berlin. Die Branche habe erkannt: Sie muss viel enger mit den Kundinnen und Kunden zusammenarbeiten. Auf dieser Grundlage ist das Manifest für agile Softwareentwicklung entstanden. Die Leitgedanken dabei sind: Individuen und Interaktionen sind wichtiger als Prozesse und Werkzeuge. Zusammenarbeit mit dem Kunden ist wichtiger als das Vertragliche. Reagieren auf Veränderung ist wichtiger als das strikte Befolgen eines Plans. Ein funktionierendes Produkt ist wichtiger als umfangreiche Dokumentation. Schon längst haben diese Leitgedanken über die IT-Branche hinaus Wirkung entfaltet. Welche Chancen agiles Arbeiten für den öffentlichen Dienst bietet, darüber hat das dbb jugend magazin #staatklar mit Kerstin Sarah von Appen gesprochen. Sie ist Expertin für Change-Management und berät Führungskräfte in Unternehmen und Verbänden. Außerdem hat sie das Buch „New Work Unplugged. Die Arbeitswelt von morgen heute gestalten“ veröffentlicht. Frau von Appen, agiles Arbeiten hat seine Wurzeln in der Softwareentwicklung: Warum sollten sich Akteure außerhalb der IT überhaupt damit beschäftigen? Es macht enorm viel Sinn, sich damit zu beschäftigen, um Arbeit anders zu gestalten. Agiles Arbeiten hilft, fokussiert und schnell Ergebnisse zu erzielen. Und zwar Ergebnisse, die wirklich gebraucht werden. Damit will ich nicht sagen, dass jetzt alle ausschließlich auf agiles Arbeiten umstellen sollen. Es kommt immer auf den Kontext an. Die Softwarebranche gehörte zu den Ersten, die merkten, dass es mit althergebrachten Vorgehensweisen nicht weitergeht. Und viele andere haben mittlerweile die Erfahrung gemacht, dass es gut funktioniert. Was ich als große Stärke sehe: Agiles Arbeiten ist wertebasiert, es gibt fünf zentrale Werte. Das Konzept geht mit Respekt einher, mit Selbstverantwortung und Mut – dem Mut, Probleme anzusprechen und Dinge anders zu machen. Weiterhin spielt Transparenz eine große Rolle. Allen Beteiligten ist jederzeit klar, wer aus welchem Grund gerade woran arbeitet. Und nicht zuletzt ist der Fokus von BedeuNew Work und agiles Arbeiten Stimmige Ergebnisse sind wichtiger als ein starrer Plan Im Projektmanagement beliebt, auch beim agilen Arbeiten gefragt: bunte Post-its. © Unsplash.com/Vitaly Gariev FOKUS 9 dbb magazin | November 2025
RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==