VORGESTELLT Batterieforschung am Helmholtz-Zentrum Berlin „Polysulfide sind der Endgegner“ Von bleiverkleideten 300-Kilogramm-Türen abgeschirmt: der Großscanner im Tomography Lab. Die Welt braucht stabile, leistungsfähige und nachhaltige Batterien für die Energiewende. Am Helmholtz-Zentrum Berlin wird für die Technologie der Zukunft geforscht. Ein Besuch am Standort Wannsee. Wer zu einem Besuch des Standorts Wannsee des Helmholtz-Zentrums Berlin für Materialien und Energie (HZB) aufbricht, fährt eine Weile durch Südwestberliner Vorstädte. Inzwischen sind wohl auf fast jedem vierten Einfamilienhaus Solarpaneele zu sehen. Die Gesamtzahl der Solaranlagen in Berlin gibt die Senatsverwaltung für Wirtschaft und Energie für 2024 vorläufig mit 41 550, deren Leistung mit fast 379 Megawattpeak (MWp) an. Viele der Hausbesitzer ärgern sich darüber, dass Solarstrom, der nicht selbst verbraucht oder gespeichert werden kann, unter Umständen verloren geht, weil Batterien fehlen, mit deren Hilfe die Energie in großem Maßstab bewahrt werden kann. Batterien und wie man sie verbessert, das ist Dr. Sebastian Risses großes Forschungsthema. Der Physiker, der im südbrandenburgischen Finsterwalde zur Schule gegangen ist, in Potsdam studiert und mit einer Arbeit zu künstlichen Muskeln promoviert hat, ist auf Polymerphysik spezialisiert. Er kam 2013 als Postdoc ans HZB. In Wannsee leitet er die Forschungsgruppe „Electrochemistry“, ist stellvertretender Leiter der gemeinsamen Forschungsgruppe „Operando Batterieanalyse“ und zudem stellvertretender Leiter des Instituts Elektrochemische Energiespeicherung. Zurzeit habilitiert er sich an der Humboldt-Universität zu Berlin im Bereich Elektrochemie. Auf der Suche nach nachhaltigen Akkus In den Forschungsgruppen geht es für Risse und seine Kolleginnen und Kollegen darum, herauszufinden, woraus Batterien bestehen sollten, um sie nachhaltiger nutzen zu können: Welche leicht verfügbaren Materialien eignen sich, auch um geopolitische Abhängigkeiten zu verringern? Häufig entsteht ein Großteil des ökologischen Fußabdrucks einer Batterie bei der Förderung von Rohstoffen („cradle“ – Wiege), ihrer Verarbeitung und ihrem Transport in die entsprechende Batteriezellenfabrik („gate“ – Werkstor). Deshalb werden bevorzugt Materialien mit niedrigen Cradle-toGate-Kosten erforscht. „Eine Natrium-Schwefel-Batterie, das ist das Allernachhaltigste. Wenn man die mit einer Lithium-KobaltOxid-Batterie vergleicht, das habe ich mal für einen Forschungsantrag berechnet, dann spart man bei Batteriematerialien 95 Prozent an CO₂-Emissionen, bezogen auf dieselbe gespeicherte Energie. In der anschließenden Herstellung der Batterien ist der Verbrauch ja vergleichbar“, rechnet Risse vor. Ideal wären aus seiner Sicht Batterien, die nicht nur langlebig und schnell zu laden sind, sondern FOKUS 19 dbb magazin | November 2025
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