dbb magazin 11/2025

zu erstellen und den Zustand des Meeresbodens zu beschreiben. Das BSH hat einen weiteren, gleichberechtigten Dienstsitz in Hamburg und insgesamt mehr als 1 000 Beschäftigte. Es ist dem Bundesverkehrsministerium untergeordnet. „Wir agieren in einem Spannungsfeld“, berichtet Westfeld. Einerseits befasst sich die Behörde mit der Nutzung der Meere für Wirtschaft, Tourismus und Warenverkehr, andererseits gewährleistet sie den Meeresschutz. „Der Welt geht es nur gut, wenn es den Meeren gut geht.“ Tatsache ist: Die Wassertemperatur steigt, ebenso die Pegelstände. Das BSH hat im Jahr 2025 sein 35-jähriges Bestehen gefeiert. Seit der Wende bündelt es zahlreiche maritime Aufgaben, welche die Bundesrepublik erledigen muss. Die Zuständigkeit erstreckt sich über die sogenannte Zwölf-Meilen-Zone, die ab der Küste zwölf Seemeilen ins Meer ragt – das entspricht umgerechnet etwas mehr als 22 Kilometern. Innerhalb dieser Zone, die auch die Seezollgrenze markiert, verfügt ein Küstenanrainer über die volle Souveränität. Darüber hinaus gibt es die sogenannte Ausschließliche Wirtschaftszone (AWZ), auch 200-Meilen-Zone genannt. In diesem Gebiet genießen Staaten ebenfalls Hoheitsrechte, beispielsweise mit Blick auf die Nutzung von Rohstoffen. In der deutschen AWZ ist das BSH ebenso zuständig. Darauf folgt das internationale Gewässer. Der Verlauf der Grenzen variiert in der Praxis. „In der Nordsee sieht die deutsche 200-Meilen-Zone ein bisschen aus wie ein Entenschnabel“, erklärt Westfeld. Sie läuft spitz zu, nördlich grenzt sie an dänisches Gewässer, südwestlich an niederländisches – und in der Spitze an die britische AWZ. Insgesamt gliedert sich das BSH in sechs Fachabteilungen, einschließlich der Zentralen Dienste, die sich um die interne Verwaltung und die maritime Fachbibliothek kümmern. Westfeld: „Wenn in Hamburg Land unter ist, haben wir zuvor die Sturmflutwarnung herausgegeben“ – für die Vorhersagedienste ist die Meereskunde zuständig. Die Abteilung befasst sich mit Meeresphysik, Klima- und Umweltaspekten. Unter anderem liefern Bojen in der Nord- und Ostsee die Datengrundlage, außerdem bestehen enge Kooperationen mit anderen Forschungseinrichtungen, beispielsweise mit dem AlfredWegener-Institut (AWI) in Bremerhaven. In der Abteilung für Nautische Hydrographie stehen die Vermessung der Meere und die Produktion von Seekarten im Fokus. Auch hier bestehen enge Kooperationen, berichtet Westfeld. „Aktuell entwickeln wir beispielsweise KI-gestützte Technologien, die Habitate am Meeresgrund erfassen und kartieren sollen“ – an diesem Projekt ist unter anderem das Leibniz-Institut für Ostseeforschung in Warnemünde (IOW) beteiligt. Weiterhin arbeitet die Abteilung an der Einführung von Laserbathymetrie, einem Flugzeuglaserscanningverfahren, mit dem sich küstennahe Flachwasserbereiche erfassen lassen. „Laserbathymetrie ist ein sehr effizientes Messverfahren und zur Vermessung mit Schiffen und Echoloten komplementär“, erklärt Westfeld. Ebenfalls bemerkenswert: Ab 2026 will das BSH mit der Einführung der nächsten Generation von dynamischen Seekarten beginnen, die hydrographische Daten mit zum Beispiel ozeanographischen und meteorologischen Daten wie Wasserstände, Oberflächenströmungen und marine Wetterdaten intelligenter als bisher verknüpfen und in Echtzeit anzeigen können. „Dies ist essenziell für die digitale Navigation der Seeschifffahrt. Man kann sich wie bei der Navigation im Auto zusätzlich weitere Inhalte nach Bedarf anzeigen lassen.“ Ordnung des Meeres – hinter diesem Abteilungsnamen verberge sich die aktive Gestaltung der Energiewende, erklärt Westfeld. Beispielsweise geht es um die Ausweisung von Flächen für Offshore-Windparks, Pipelines und Unterwasserkabel. Wenn ein Unternehmen einen Offshore-Park bauen möchte, untersucht das BSH die ausgewiesenen Flächen. „Es werden dabei unter anderem die Meeresumwelt, der Baugrund und die verkehrlichen Verhältnisse untersucht“, sagt der 45-Jährige. Denn eine nachhaltige Entwicklung des Meeresraums unter Berücksichtigung aller Belange – von der wirtschaftlichen Nutzung bis zum Schutz unserer Meere – liegt im Interesse aller. Eine Aufgabe des Maritimen Datenzentrums innerhalb des BSH ist es, die durch alle Fachabteilungen des BSH erzeugten Daten über die deutschen Gewässer bereitzustellen. Dafür bereitet es die Fachdaten so auf, dass sie für alle leicht zugänglich und nutzbar sind. Im Bereich Schifffahrt kümmert sich ein Serviceteam 24/7 um Anliegen von Seeleuten und Reedern unter der deutschen Flagge. In dieser Abteilung können Seeleute ihre Patente beantragen, mit denen sie ihre berufliche Qualifikation und die Befähigung für bestimmte Aufgaben an Bord nachweisen. Weiterhin begleiten die Beschäftigten die Entwicklung maritimer Innovationen und definieren Sicherheitsstandards, um etwa die Seeschifffahrt unabhängiger von satellitengestützten Systemen zu machen. So könnte zukünftig ein terrestrisches System für die Funknavigation im Fall von Störungen als Back-up dienen. cdi Das Bundesamt residiert an passender Adresse: Neptunallee 5 in Rostock. 18 FOKUS dbb magazin | November 2025

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