INTERVIEW Dorothee Bär, Bundesministerin für Forschung, Technologie und Raumfahrt „Wir machen unser Land zum führenden Standort für neue Technologien“ Frau Ministerin, wie wollen Sie mit Ihrem „1 000-Köpfe-Plus-Programm“ und der Hightech Agenda sicherstellen, dass Deutschland angesichts des akuten Fachkräftemangels in Wissenschaft, Forschung und insbesondere MINT-Berufen international wettbewerbsfähig bleibt und weiterhin genügend hoch qualifizierte Akademikerinnen und Akademiker gewinnt? Mit der Hightech Agenda Deutschland wollen wir die Forschungs- und Technologiepolitik neu ausrichten. Wir wollen verstärkt in Zukunftstechnologien investieren und damit Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit und Wertschöpfung in diesen Technologien erhöhen und auch die Sicherheit und Souveränität unseres Landes stärken. In einem ersten Schritt geht es um sechs Schlüsseltechnologien, die zentral für den Fortschritt in unserem Land sind: KI, Quantentechnologien, Mikroelektronik, Biotechnologie, Fusion und klimaneutrale Energieerzeugung sowie Technologien für klimaneutrale Mobilität. Deutschland verfügt in jedem dieser Bereiche bereits über ein im internationalen Vergleich hochattraktives Wissenschafts- und Forschungssystem – das zeigen uns aktuelle Rankings –, eine hohe technologische Leistungsfähigkeit und innovative Unternehmen. In jedem dieser Bereiche braucht es allerdings rasch Maßnahmen zur Stärkung der Innovationsökosysteme, damit Deutschland ein Topforschungsstandort bleibt und wieder ein wettbewerbsfähiger und souveräner Technologie- und Innovationsstandort wird. Gedanklich eng mit der Hightech Agenda Deutschland verknüpft ist das 1 000-Köpfe-Plus-Programm, das wir im Juli gestartet haben. Die Hightech Agenda Deutschland profitiert von der Gewinnung akademischer Fachkräfte aus dem Ausland. Wenn wir bei Schlüsseltechnologien wie künstlicher Intelligenz oder Mikroelektronik an der Weltspitze mitspielen wollen, ist internationaler Austausch unverzichtbar. Mit dem 1 000-Köpfe-Plus-Programm bieten wir internationalen Nachwuchskräften und herausragenden Forschenden eine Perspektive im deutschen Wissenschaftssystem. Mit unserer Förderung werden die deutschen Wissenschaftseinrichtungen unterstützt, hierfür gute Angebote zu machen. Wir haben die Voraussetzungen geschaffen, dass die Alexander von Humboldt-Stiftung (AvH), die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) mit der Umsetzung des Programms beginnen können. Und das wirkt: Seit Juli haben die AvH und die DFG bereits 84 Förderungen bewilligt. Bis zum Jahresende rechnen wir mit bis zu 170 Bewilligungen bei Stipendienprogrammen, Forschungspreisen und Forschungsverbänden. In der vergangenen Legislaturperiode scheiterte die Reform des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes. Für Nachwuchskräfte bedeutet das nach wie vor mitunter prekäre Beschäftigungsbedingungen. Welche konkreten Änderungen und Maßnahmen sind jetzt geplant, damit die Novelle bis Mitte 2026 gelingt und mehr Dauerstellen sowie bessere Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft geschaffen werden? Deutschland ist ein attraktiver Wissenschaftsstandort. Um die besten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem In- und Ausland gewinnen und halten zu können, müssen wir aber auch beste Arbeitsbedingungen bieten. Dazu gehören Verlässlichkeit, Planbarkeit und Transparenz in allen wissenschaftlichen Karrierewegen. Zudem braucht es auch mehr Durchlässigkeit und Mobilität sowie eine frühe Selbstständigkeit der jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Koalitionsvertrag für die 21. Legislaturperiode sieht vor, die Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft nachhaltig zu verbessern und in diesem Zusammenhang unter anderem das Wissenschaftszeitvertragsgesetz (WissZeitVG) bis Mitte 2026 zu novellieren. Wir arbeiten gerade an einem Referentenentwurf, der anschließend in das Gesetzgebungsverfahren gehen wird. Bundesforschungsministerin Dorothee Bär (CSU) © Bundesregierung/Steffen Kugler 12 FOKUS dbb magazin | November 2025
RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==