SENIOREN Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer Ältere sind besonders stark engagiert Wie viele Menschen engagieren sich im Ruhestand in einem Ehrenamt? Die Deutsche Stiftung Engagement und Ehrenamt (DSEE) kennt nicht nur die Zahlen, sondern macht Ehrenamtlichen auch Angebote für Fortbildungen. Regelmäßig tauchen Vorschläge für soziale Pflichtjahre auf. „Etwa einmal pro Jahr fordert jemand so etwas – diesmal eben für Ältere“, sagt Jan Holze im Interview. Die Debatte ums soziale Pflichtjahr würde unter den Jüngeren „sehr lebhaft“ geführt, weiß der Vorstand der Deutschen Stiftung Engagement und Ehrenamt (DSEE) in Neustrelitz. Und die Älteren würden ein soziales Pflichtjahr befürworten – für die Jungen. „Deren Hauptargument ist: ‚Das hat uns damals auch nicht geschadet‘“, erzählt Holze von seinen Erfahrungen. Dem jüngsten Vorschlag eines solchen Pflichtjahres für Ältere an der Schwelle zum Ruhestand steht er skeptisch gegenüber: „Ich glaube nicht, dass es etwas bringt, Menschen, die ausgelaugt und nicht motiviert sind, dazu zu drängen. Das nützt auch den Trägern nichts, die auf engagierte Mitarbeiter angewiesen sind.“ Holze legt vor allem auf eines Wert: „Ein Ehrenamt ist unentgeltlich und freiwillig.“ Die Bundesregierung gibt alle fünf Jahre den „Freiwilligensurvey“ mit Daten zu Ehrenamt und Engagement in Deutschland heraus. Die Neuausgabe ist fast fertig, die hier zitierten Zahlen sind bereits 2019 erhoben worden. Damals waren rund 30 Millionen Menschen über 14 Jahren freiwillig engagiert, das entspricht 39,7 Prozent der Bevölkerung. Freiwilliges Engagement umfasst in dieser Studie nicht nur klassische Ehrenämter, etwa in Sportvereinen, Verbänden, beim Technischen Hilfswerk oder der Freiwilligen Feuerwehr. Auch bürgerschaftliches Engagement jener zählt dazu, die sich ganz niedrigschwellig und vielleicht nur für wenige Stunden im Monat in der Nachbarschaft kümmern, als Sprach- oder Lesepaten etwa, oder die in Frühjahrsputzaktionen Müll aus den Grünanlagen des Viertels sammeln. Auf die Älteren bezogen bedeutet das: 31 Prozent der Menschen im Alter 65+ waren freiwillig oder ehrenamtlich engagiert. Holze geht davon aus, dass dieser Anteil sich seitdem weiter erhöht hat. 22 Prozent dieser Gruppe bringen besonders viel Zeit ins Ehrenamt ein und engagieren sich sechs Stunden und mehr pro Woche. Häufig nehmen sie deshalb auch Leitungsfunktionen in ihren Organisationen wahr. Das ist laut Holze auch eine Herausforderung. Die Engagementquote sinkt mit zunehmendem Alter und liegt bei den 80-Jährigen „nur noch“ bei 20,2 Prozent. Jeder Generationenwechsel muss also sorgfältig vorbereitet werden, um den Fortbestand von Initiativen und Vereinen nicht zu gefährden. Je nach Alter gibt es Vorlieben beim Engagement: 13,5 Prozent der über 55-Jährigen sind im Sport oder im sozialen Bereich engagiert; die über 80-Jährigen tendieren hingegen zu den Bereichen Kunst, Musik und Kultur. Männer sind eher ganz klassisch in Verbänden und Vereinen tätig, Frauen engagieren sich insgesamt etwas weniger und eher in Kirchen oder sozial. Auch Armutsgefährdete und gesundheitlich Eingeschränkte engagierten sich seltener. Die DSEE macht gerade Älteren Angebote, um deren Engagement zu pflegen und sogar auszubauen: Sie bietet Ausbildungskurse wie FuturE, um Leute zwischen 55 und 64, also schon vor dem Eintritt in den Ruhestand, „an ein Engagement mit mehr Verantwortung heranzuführen“, wie Jan Holze sagt. Es wird über Rechte und Pflichten im Ehrenamt aufgeklärt, über Steuerfragen. Engagierte können sich mit den Möglichkeiten der Digitalisierung vertraut machen, mit Antragsverfahren von Finanzierungs- und Förderprogrammen. Sie können an Erste-Hilfe-Kursen teilnehmen und sogar an Fahrsicherheitstrainings. Nicht selten fahren die Engagierten den eigenen Chor oder eine lokale Sportmannschaft von A nach B und wieder zurück. Anders als bei Jüngeren, für die das eigene berufliche Fortkommen oder finanzielle Anreize eine Rolle spielen, stehe, laut Holze, für die meisten Älteren neben der Freude am Ehrenamt auch die Geselligkeit im Mittelpunkt. Denn Engagement gebe, so Holze, den Menschen nicht nur eine sinnvolle Aufgabe und biete soziale Kontakte, sondern strukturiere gerade beim Eintritt in den Ruhestand den Alltag und schütze insgesamt vor Vereinsamung. ada Bei FuturE, dem Ausbildungskurs für lebensältere Menschen, kann man sich noch bis zum 14. Oktober 2025 bewerben: t1p.de/DSEE-FuturE. Webtipp © Unsplash.com/Curated Lifstyle 34 INTERN dbb magazin | Oktober 2025
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