dbb magazin 10/2025

Der demografische Wandel führt dazu, dass immer weniger junge Menschen die Renten von immer mehr alten Menschen erwirtschaften müssen. Außerdem bewirkt er, dass junge Menschen bei den Wahlen weniger Einfluss haben. „Mitunter habe ich den Eindruck, dass die Politik die Interessen der jungen Generation aus der Debatte ausklammert“, beklagt der Vorsitzende der dbb jugend, Matthäus Fandrejewski. Forderungen, Beamtinnen und Beamte in die gesetzliche Rentenversicherung einzubeziehen, erteilt er eine klare Absage: „Der Staat müsste alle Beamtinnen und Beamten kostspielig nachversichern. Dadurch sparen wir nichts, auch nicht im Sinne der jungen Generation.“ Zynisch sei es, angesichts des drastischen Personalmangels im öffentlichen Dienst Mehrarbeit zu fordern, unterstreicht Fandrejewski. Zumal Beamtinnen und Beamte des Bundes bereits 41 Wochenstunden arbeiten und dies eigentlich nur als Übergangslösung gedacht war. Staatsmodernisierung forcieren Die Nachricht, dass es künftig ein Ministerium für Digitales und Staatsmodernisierung geben soll, hat große Erwartungen und Hoffnungen geweckt. „Vor allem, dass wir mit der Digitalisierung endlich schneller vorankommen“, sagt Daria Abramov, erste stellvertretende Vorsitzende der dbb jugend, und unterstreicht, dass von der Digitalisierung viel abhängt. Die Handlungsfähigkeit des Staates, seine Zukunftsfähigkeit, seine Glaubwürdigkeit. Es sei klar, dass sich ein neues Ministerium nicht über Nacht aufbaut. Aber das sei nicht das Kriterium, an dem die Menschen den Erfolg der Behörde messen. „Ich erwarte, dass Bundesminister Karsten Wildberger und sein Team nach der Sommerpause durchstarten und möglichst schnell spürbare Verbesserungen erzielen!“ Der Kinder- und Jugendschutzplan (KJP) des Bundes ist das zentrale Förderinstrument der Kinder- und Jugendhilfe auf Bundesebene. Er eröffnet jungen Menschen Chancen auf Bildung, Beteiligung und persönliche Entfaltung – „zum Beispiel, indem er außerschulische Bildungsangebote fördert und Räume für Begegnungen und Demokratieerfahrung schafft“, erklärt Oliver Löwe, stellvertretender Vorsitzender der dbb jugend. „Das ist zumindest das Ideal.“ Der Haushaltsentwurf für 2026 sieht eine Erhöhung der Mittel vor – um 7,5 Millionen auf 251,3 Millionen Euro. „Das klingt auf den ersten Blick gut“, sagt Löwe. „Aber auf den zweiten Blick ist es leider eine Mogelpackung. Laut Koalitionsvertrag sollten die Mittel um zehn Prozent steigen und anschließend dynamisiert werden.“ Das stehe bislang aus, obwohl die Projekte wichtig sind: „Es geht um ein klares Zeichen für eine jugendgerechte Gesellschaft und um Investitionen in die Zukunft kommender Generationen“, so Löwe. Attraktive Arbeitsbedingungen schaffen Aktuell fehlen dem Staat nach dbb-Erhebungen etwa 600 000 Beschäftigte. „Gerade in diesen Bereichen haben die Menschen viele Berührungspunkte mit dem Staat“, sagt Toni Nickel, stellvertretender Vorsitzender der dbb jugend. Die dbb jugend fordert die Bundesregierung nachdrücklich auf, mehr für einen attraktiven öffentlichen Dienst zu tun. Moderne Arbeitsformen realisieren, die Digitalisierung beschleunigen, Aufgaben bewerten, um verfügbare Ressourcen bestmöglich zu nutzen, lebenslanges Lernen fördern und starre Strukturen durch agile zu ersetzen. All das sei von großer Bedeutung, um die Fachkräfte der Zukunft für den öffentlichen Dienst zu gewinnen, betont Nickel. Arbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) forderte, dass Beamtinnen und Beamte in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen. CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann will Lehrkräfte nicht verbeamten. Ein Forschungsinstitut will Beamtinnen und Beamte länger arbeiten lassen. „Ich frage mich, ob der Bundesregierung die Bedeutung des Beamtentums bewusst ist“, sagt Felix Reising, stellvertretender Vorsitzender der dbb jugend und Zollbeamter. Beamtinnen und Beamte gewährleisten, dass der Staat systemrelevante Aufgaben jederzeit zuverlässig erledigen kann. Deshalb dürfen sie auch nicht streiken. Die Erfahrungen aus der Pandemie haben gezeigt, wie systemrelevant Schule ist. „Es wäre fatal, wenn alle Lehrkräfte ein Streikrecht hätten“, so der Gewerkschafter. „Und das Renteneintrittsalter an bestimmte Berufs- oder Statusgruppen zu koppeln, ist absurd.“ Dieser Logik zufolge müssten auch Nichtraucher länger arbeiten, weil sie eine höhere Lebenserwartung haben. „Wir fordern ein umfassendes Bekenntnis zum Beamtentum und echte Wertschätzung gegenüber den Staatsdienern“, so Reising. _ JUGEND 100 Tage neue Bundesregierung Schwarz-Rot hat noch viel zu tun Am 13. August 2025 war die Regierung unter Friedrich Merz 100 Tage im Amt. Was hat sie für den öffentlichen Dienst erreicht? Die dbb jugend zieht eine durchwachsene Bilanz. © Skrypko Ievgen/Colourbox.de INTERN 33 dbb magazin | Oktober 2025

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