Model Foto: Arne Trautmann/Colourbox.de Prävention Investieren, bevor die Kosten explodieren Die Zahlen aus dem Präventionsbericht 2024 der gesetzlichen Krankenkassen offenbaren: Die Ausgaben für Vorsorgemaßnahmen sind nach wie vor viel zu gering, obwohl die Kosten für Reha, Krankenhausbehandlungen und Pflegeleistungen kontinuierlich steigen. Um die Gesundheitskosten nachhaltig zu dämpfen, ist Prävention ökonomisch unverzichtbar. Im Jahr 2023 investierten die Krankenkassen rund 630 Millionen Euro in Präventions- und Gesundheitsförderungsmaßnahmen. Im Vergleich zu den Milliardenaufwendungen für stationäre Behandlungen, Rehamaßnahmen und Pflegeleistungen ist das ein verschwindend geringer Betrag. Schon einfache Maßnahmen wie regelmäßige Bewegungsprogramme, Ernährungsberatung und Stressbewältigungskurse könnten viele gesundheitliche Probleme im Vorfeld verhindern. Jede frühzeitig vermiedene Erkrankung reduziert nicht nur die individuelle Belastung der Patientinnen und Patienten, sondern spart auch immense Kosten im Gesundheitswesen. Der Nutzen präventiver Maßnahmen geht dabei weit über die rein finanziellen Aspekte hinaus, denn durch Prävention bleiben Menschen länger gesund, selbstständig und aktiv. Nicht zuletzt mit Blick auf den Arbeitsmarkt und den Fachkräftemangel wird es zunehmend wichtiger, Menschen länger fit für den Job zu halten. Aber auch für ältere Menschen oder chronisch Erkrankte ist Gesundheitsvorsorge von erheblicher Bedeutung: Wer rechtzeitig unterstützt wird, bleibt länger mobil, sozial integriert und psychisch stabil. Maßnahmen zur Gesundheitsförderung wirken vorbeugend gegen typische Alters- und Berufskrankheiten und können die Notwendigkeit teurer Reha- oder Pflegeleistungen deutlich verzögern. Kleine Ausgaben, große Wirkung Ein Beispiel: Ambulante Rehabilitationsangebote für ältere oder chronisch kranke Menschen steigern die Lebensqualität messbar, reduzieren gleichzeitig aber die Wahrscheinlichkeit einer späteren Pflegebedürftigkeit. Studien zeigen: Jeder investierte Euro in Prävention kann mehrere Euro an Reha- und Pflegekosten einsparen. Diese Investition lohnt sich für Patientinnen und Patienten ebenso wie für das Gesundheitssystem. Trotz der positiven Effekte von Präventionsmaßnahmen bleibt deren Finanzierung in Deutschland jedoch weiter auf niedrigem Niveau. Besonders in Pflegeeinrichtungen klafft eine Lücke zwischen Angebot und Umsetzung. Zwar informieren die Pflegekassen zahlreiche Einrichtungen über Gesundheitsförderungsprogramme; oft scheitert die Umsetzung aber an Zeit- und Personalengpässen. Das Ergebnis: Vorbeugung erreicht nicht alle die, die sie dringend bräuchten, das volle Potenzial bleibt ungenutzt. Häufig auch, weil es an flächendeckenden Beratungsangeboten mangelt. Der dbb setzt sich in diesem Zusammenhang für die flächendeckende Einrichtung sogenannter Gesundheitskioske ein, die auch jenen Menschen, die sich im System nicht oder nur schwer zurechtfinden, einen niedrigschwelligen Zugang zu Gesundheitsversorgung, Vorsorge und Beratung bieten. Der dbb fordert deshalb ein Umdenken: Prävention muss systematisch gestärkt und verbindlich umgesetzt werden. Kosten für Präventionsmaßnahmen sind kluge Investitionen in die Gesundheit der Menschen, die Folgekosten durch schwere oder chronische Erkrankungen zu verhindern helfen. Das erfordert zwar kurzfristig mehr Engagement, entlastet langfristig jedoch Patienten, Beschäftigte und das Gesundheitssystem insgesamt. Klare Botschaft an Politik und Krankenkassen Um Prävention finanziell, strukturell und organisatorisch einen höheren Stellenwert einzuräumen, bedarf es mehr als politischer Lippenbekenntnisse. Dazu sind mehr Mittel für Bewegungs- und Ernährungsprogramme, niedrigschwellige Angebote für chronisch Kranke sowie vermehrte Information und Unterstützung in Pflegeeinrichtungen nötig, damit Gesundheitsvorsorge ihre volle Wirkung entfalten kann. Dabei sollte allen Beteiligten klar sein, dass finanzielle Entlastungen durch Präventionsmaßnahmen erst mittel- bis langfristig spürbar werden, während die Aufwendungen dafür sofort zu Buche schlagen. Deshalb ist die Gesundheitspolitik gefragt, Nachhaltigkeit in den Blick zu nehmen, um langfristig immense Kosten zu sparen und damit die Sozialsysteme nachhaltiger aufzustellen. br/krz 28 FOKUS dbb magazin | Oktober 2025
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