Gesundheitskioske Alles andere als „easy-going“ Wer arm ist, stirbt früher. Gegen diesen wissenschaftlich gut belegbaren Zusammenhang kämpfen Städte, Landkreise und der Kooperationsverbund „Gesundheitliche Chancengleichheit“. Gesundheitskioske können dazu beitragen, doch wie so oft hapert es an der Finanzierung. Einkommensschwache sind in einer Art Teufelskreis gefangen: Armut geht nicht selten mit geringerer Bildung, mangelnder beruflicher Qualifikation und einem daraus resultierenden höheren Risiko einher, arbeitslos zu werden. Arbeitslosigkeit wiederum droht, auch bei Kindern und Enkeln, zu mehr Armut zu führen. Mit Armut korrelieren aber auch ein schlechterer Gesundheitszustand und eine geringere Lebenserwartung – bei Frauen bis zu acht, bei Männern bis zu elf Jahren. Diesen fatalen Kreislauf zu durchbrechen, ist das erklärte Ziel des Kooperationsverbunds „Gesundheitliche Chancengleichheit“. Mit gezielter Gesundheitsförderung, Beratung und niedrigschwelligen, wohnortnahen Angeboten soll es den Betroffenen ermöglicht werden, ihre Lebensbedingungen gesünder zu gestalten und Ressourcen zur Bewältigung schwieriger Lebenslagen zu stärken. Der Kooperationsverbund wurde 2003 auf Initiative der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) – heute: Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (BIÖG) – gegründet und wird maßgeblich durch das BIÖG getragen. Ihm gehören aktuell 75 Partnerorganisationen an. Das sind etwa gesetzliche Krankenversicherungen, Ärzteverbände und -kammern, Verbände der paritätischen Wohlfahrtspflege, Gesundheitsorganisationen, aber auch regionale Akteure. Vor-Ort-Angebote für Benachteiligte Ein zentraler Baustein der Gesundheitsförderung sind seit einigen Jahren Gesundheitskioske. Mit ihrer Hilfe soll Menschen in sozial benachteiligten Regionen der Zugang zu medizinischer und sozialer Beratung erleichtert werden, der für viele durch Sprachbarrieren, fehlende Krankenversicherung oder mangelnde Gesundheitskompetenz erschwert ist. Die Kioske schließen so Versorgungslücken, etwa in Stadtteilen mit ärmerer Bevölkerung oder in medizinisch schwächer versorgten, ländlichen Regionen. Sie entlasten mit ihren Angeboten Hausarztpraxen und Kliniken, indem sie Aufgaben der Beratung, Vermittlung und Prävention übernehmen. Ziel ist es, allen unkompliziert und niedrigschwellig Beratung und Hilfe anzubieten – unabhängig vom Versicherungsstatus. Langfristig soll, so die Ursprungsplanung des damaligen Gesundheitsministers Karl Lauterbach, die soziale Spaltung im Gesundheitssystem abgebaut werden. In Deutschland gibt es derzeit etwa 30 Gesundheitskioske. Ursprünglich sollten bis 2027 insgesamt etwa 220 Gesundheitskioske entstehen. Nachdem die Lauterbach-Idee vom Bundesgesundheitsministerium nicht mehr verfolgt wurde, hängt die tatsächliche Entwicklung nun von den Kommunen und der Mitfinanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) ab. Trägergesellschaften sind häufig Verbände der Wohlfahrtspflege, etwa Arbeiterwohlfahrt, Diakonie oder Volkssolidarität. Die Angebote der an die Elbdiakonie angeschlossenen Gesellschaft Gesundheit für Billstedt/Horn UG an den Hamburger Standorten in Bramfeld und Billstedt/Horn gehen letztlich auf eine Initiative aus dem Jahr 2015 zurück; der Gesundheitskiosk in Billstedt existiert seit 2017. Bis Ende 2023 wurden dort rund 22 000 Beratungen durchgeführt. Im vergangenen Jahr hatte das © Martina Jorden/Unsplash 24 FOKUS dbb magazin | Oktober 2025
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