Mindestqualitätsvorgaben, etwa bei den Mindestfallzahlen, nicht erfüllen. Dies solle zwar die flächendeckende Versorgung sichern, gefährde aus Sicht des dbb jedoch die Behandlungsqualität. Gerade bei komplexen Eingriffen sei Erfahrung unabdingbar. Problematisch sei zudem die vorgesehene Möglichkeit, bei Fusionen von Kliniken die Fallzahlen einfach zu addieren. Dies erzeuge ein verfälschtes Bild der Expertise und verschleiere Qualitätsdefizite. Deshalb müssten Sicherstellungsauftrag und Versorgungsqualität stets zusammengedacht werden. Ausnahmeregelungen bei der Zulassung bestimmter Fallgruppen, wenn Mindestanforderungen absehbar nicht erfüllt werden können, lehnt der dbb strikt ab. Grundsätzlich unterstützt er die mit der Reform eingeleitete Abkehr von reinen Fallpauschalen hin zu einer Finanzierung, die auch Vorhaltekosten für Leistungen und Personal berücksichtigt. Gleichwohl sieht er die mit der Zuweisung von Leistungsgruppen verbundenen Konzentrations- und Spezialisierungsprozesse als Herausforderung. Besonders in strukturschwachen Regionen drohe ein schwieriger Spagat: Einerseits müsse eine qualitativ hochwertige stationäre Versorgung sichergestellt werden, andererseits stehe das Klinikpersonal unter erheblichem Druck. Fusionen oder Schließungen könnten nicht nur Patientinnen und Patienten treffen, sondern auch Beschäftigte, deren Mobilität nicht einfach vorausgesetzt werden dürfe. Eine Umstellung des Leistungsspektrums oder die Spezialisierung auf andere Bereiche habe unmittelbare Folgen für die Arbeitsbedingungen. Hier sieht der dbb vor allem die Länder in der Pflicht, bei der Krankenhausplanung auch die Belange der Beschäftigten einzubeziehen. Positiv bewertet der dbb, dass für den geplanten Krankenhaustransformationsfonds insgesamt 25 Milliarden Euro aus dem Sondervermögen Infrastruktur bereitgestellt werden. Damit werde die Reform als gesamtgesellschaftliche Aufgabe verstanden und nicht allein aus Beitragsmitteln der gesetzlichen Krankenversicherung finanziert. Das Inkrafttreten des KHAG wird für März 2026 erwartet. Kliniken in der Klemme Besonders, was die Finanzierung der Krankenhäuser betrifft, sind zügige Reformen dringend erforderlich, denn die wirtschaftliche Lage der deutschen Krankenhäuser wird zunehmend prekär. Zu diesem Ergebnis kommt zumindest eine aktuelle Erhebung der Unternehmensberatung Roland Berger. Für die Krankenhausstudie 2025 haben Experten von Roland Berger rund 850 Führungskräfte im deutschen Krankenhausmarkt befragt. Demnach haben drei von vier Kliniken (75 Prozent) das Geschäftsjahr 2024 mit einem Defizit abgeschlossen. Gut jedes siebte Krankenhaus (15 Prozent) verzeichnet sogar ein Defizit von mehr als zehn Prozent des Umsatzes. Besonders gravierend ist die Situation der Analyse zufolge bei öffentlichen Häusern: 89 Prozent schreiben rote Zahlen, nur neun Prozent erzielen Überschüsse. Dagegen sind von den privaten Krankenhäusern nur 17 Prozent defizitär, 83 Prozent machen Gewinn. Zwischen diesen beiden Extremen liegen Kliniken in freigemeinnütziger Trägerschaft: 68 Prozent machten ein Minus, 21 Prozent erzielten Gewinne. Mit Blick auf die Zukunft zeigen sich die Befragten ambivalent: Kurzfristig erwarten viele Einrichtungen eine weitere Verschlechterung der Lage, sowohl beim Jahresergebnis als auch bei der Liquidität. Langfristig ist die Stimmung optimistischer: Bis 2030 erwarten immerhin 51 Prozent der Krankenhäuser eine Verbesserung ihres Jahresergebnisses und 38 Prozent prognostizieren eine bessere Liquiditätslage. „Grund für den verhaltenen Optimismus dürften die geplanten Maßnahmen der Krankenhausreform sein“, schätzt Peter Magunia, Partner bei Roland Berger. „Dennoch bleibt abzuwarten, wie sich die Situation tatsächlich entwickelt: Schließlich geht immer noch rund ein Viertel der Kliniken bis 2030 von einer Verschlechterung ihrer wirtschaftlichen Lage aus. Und selbst für die Häuser, die langfristig eine Verbesserung von Jahresergebnis und Liquidität erwarten, bedeutet dies nicht zwangsläufig eine Rückkehr in die Gewinnzone – es handelt sich vielmehr um eine relative Verbesserung gegenüber dem aktuellen, vielfach prekären Zustand.“ Den Kliniken ist diese Lage bewusst. Insgesamt plant der Sektor in den kommenden fünf Jahren Investitionen in Höhe von rund 130 Milliarden Euro. Dabei variieren die einzelnen Summen je nach Größe und Versorgungsauftrag der Einrichtungen. Besonders viel wollen öffentliche Maximalversorger mit mehr als 1 000 Betten investieren: Rund 40 Prozent von ihnen planen mit mehr als 500 Millionen Euro und weitere rund 45 Prozent mit 100 bis 500 Millionen Euro. Als größte Hürden für die Investitionsplanung nennen die Befragten neben der eigentlichen Finanzierung wirtschaftliche Risiken sowie politische und gesetzliche Vorgaben. Im Rahmen der Umsetzung kommen dann Herausforderungen wie Kostenüberschreitungen, die Steuerung der Projekte sowie das Finden geeigneter Dienstleister dazu. „Für die erfolgreiche Umsetzung solcher Investitionen braucht es mehr als nur Geld“, bestätigt Magunia: „Entscheidend sind die Planung entlang einer stringenten Strategie, klare Priorisierungen und ein effektives Management.“ br/krz Model Foto: Colourbox.de FOKUS 17 dbb magazin | Oktober 2025
RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==