dbb magazin 10/2025

DOSSIER GESUNDHEITSPOLITIK Kosten im Gesundheitswesen Wie Digitalisierung die Preisspirale stoppen kann Während medizinischer Fortschritt und demografischer Wandel für steigenden Versorgungsbedarf sorgen, treiben Preissteigerungen in zentralen Bereichen die Ausgaben im Gesundheitswesen schneller nach oben, als es die gesamtwirtschaftliche Entwicklung zulässt. Aktuelle Daten zeigen, dass Arzneimittel, Medizintechnik und Gesundheitsdienstleistungen für einen großen Teil des Kostenanstiegs verantwortlich sind. Bei den Arzneimitteln zeigt der aktuelle IQVIA-Marktbericht für das Jahr 2024 eine Steigerung bei den Arzneimittelausgaben um 7,8 Prozent, während der Absatz nur um 1,7 Prozent zunahm. Die IQVIA Commercial GmbH und Co. OHG, ein internationales Unternehmen für Datenanalysen und Marktforschung im Gesundheitswesen, erstellt den Bericht regelmäßig. Auch im ersten Quartal 2025 setzt sich dieser Trend mit 6,6 Prozent Umsatzwachstum bei lediglich 0,7 Prozent mehr Absatz fort. Diese Entwicklung zeigt, dass den Ausgabenanstieg nicht der Mengenverbrauch, sondern höhere Preise und eine veränderte Produktstruktur treiben: Neue patentgeschützte Therapien, personalisierte Medizin und komplexe biotechnologische Präparate sind wichtige Fortschrittsfaktoren, aber auch erhebliche Kostentreiber. Der harmonisierte Verbraucherpreisindex (HICP) ist das offizielle Inflationsmaß der EU und der Eurozone. Er wird nach einheitlichen Kriterien von den nationalen statistischen Ämtern erhoben und von Eurostat zentral überwacht und veröffentlicht. Für Medizinprodukte und Dienstleistungen lag er im Juni 2025 bei 120,4 bei einer Basis von 100 Punkten im Jahr 2015. Das entspricht einer Preissteigerung von gut 20 Prozent in zehn Jahren – ein Anstieg, der sich in der Beschaffung von Geräten, Implantaten und Verbrauchsmaterialien direkt in den Haushalten der Krankenhäuser und Praxen bemerkbar macht. Zudem belasten Lieferkettenprobleme und steigende Produktionskosten die Beschaffung. Auch der HICP-Gesamtindex für „Gesundheit“ ist im Vergleich zu 2015 um rund 17 Prozent gestiegen. Er spiegelt unter anderem Betriebs- und Personalkosten. Steigende Ausgaben sind Makrotrend Die Gesamtausgaben für Gesundheit sind in Deutschland laut Statistischem Bundesamt von rund 282 Milliarden Euro im Jahr 2009 auf knapp 495 Milliarden Euro im Jahr 2023 gestiegen. Das ist ein Plus von etwa 76 Prozent in 14 Jahren, was einer jährlichen Steigerungsrate von rund 4,5 Prozent entspricht. Auch die Ausgaben der Krankenkassen steigen weiter. Im ersten Halbjahr 2025 gaben die rund 90 gesetzlichen Krankenkassen nach Kennzahlen des GKV-Spitzenverbandes 166,1 Milliarden Euro für ihre Leistungen aus, 7,95 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Dadurch erhöhen sich der wirtschaftliche und politische Handlungsdruck © Unsplash.com/Getty Images 14 FOKUS dbb magazin | Oktober 2025

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