In Frankfurt soll in einem Gebäudekomplex, in dem zwei Gymnasien untergebracht sind, übergangsweise zusätzlich eine Berufsschule einquartiert werden. Das Vorhaben führt zu heftigsten Reaktionen seitens der Eltern der Gymnasialschülerschaft, berichtet der BvLB in einer Pressemitteilung vom 25. Juli 2025. Diese fürchten um das Wohl ihrer Kinder und haben dafür eine Online-Petition eröffnet, die innerhalb kurzer Zeit bereits über 500 Unterstützer gefunden hat. Die Unterzeichner führen verschiedene Gründe an, die jeglicher Realität entbehren, so der BvLB. Unter anderem, dass Berufsschüler einen schlechten Einfluss auf die Kinder im Gymnasium haben könnten und diese in Kontakt mit Alkohol, Drogen, Rauchen, Sex und anderen Erwachsenen- Verhaltensweisen brächten. „Diese und weitere ähnlich prononcierte Äußerungen in Richtung Berufsschule und ihrer Schülerschaft sind für den Bundesverband der Lehrkräfte für Berufsbildung (BvLB) und seine Mitglieder unerträglich!“, so die beiden Bundesvorsitzenden Pankraz Männlein und Sven Mohr. Berufsschülerinnen und Berufsschüler seien keine Problemfälle, sondern Teil der Lösung. „Sie tragen Verantwortung im Berufsalltag, sie stemmen Versorgung, Transport, Pflege und Organisation. Sie halten, oft unsichtbar, unsere Gesellschaft am Laufen – jetzt und in Zukunft. Ihre berufliche Ausbildung ist ein Pfeiler unseres Bildungssystems sowie unseres Wohlstands.“ Was in der Diskussion mitschwinge, sei ein alarmierendes Maß an Bildungsdünkel und sozialer Distanzierung. Dabei wäre genau das Gegenteil wichtig: Begegnung. Miteinander. Respekt. „Unsere pluralistische Demokratie lebt von Durchlässigkeit, von gegenseitiger Wertschätzung – und von der Anerkennung, dass berufliche und akademische Bildung gleichwertig sind. Wer das ignoriert, untergräbt nicht nur das Selbstwertgefühl Hunderttausender junger Menschen in der Berufsausbildung, sondern auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt“, so Männlein und Mohr. BvLB Mehr Respekt für berufliche Bildung Auch der DBB NRW Beamtenbund und Tarifunion Nordrhein-Westfalen kritisiert die Forderung des CDU-Generalsekretärs Carsten Linnemann, das Berufsbeamtentum auf hoheitliche Kernaufgaben wie Polizei und Finanzverwaltung zu reduzieren. dbb Landeschef Roland Staude sagte am 4. August 2025: „Die Beamtinnen und Beamten in Bund, Land und Kommunen sind das Rückgrat unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens und Garant für Freiheit und Demokratie. Nicht nur Sicherheit, Soziales und Bildung wären gefährdet, auch die Schaffung wirtschaftlicher Grundlagen für unseren Wohlstand wären kaum möglich. Wer das Berufsbeamtentum infrage stellt, will einen anderen Staat.“ Beamtinnen und Beamte unterliegen im Rahmen ihrer Treuepflicht gegenüber ihren Dienstherren einem in der Verfassung verankerten Streikverbot. Würden Feuerwehrleute, Lehrpersonal und Ordnungskräfte streiken, entstünde Chaos. „Als viele ‚Bahnerinnen‘ und ‚Bahner‘ noch verbeamtet waren, haben die Leute zwar auch schon über die Bahn gemeckert, statistisch fuhren die Züge aber pünktlicher und zuverlässiger als heute“, so Staude. Zu Linnemanns konkreter Forderung, Lehrkräfte müssten nicht verbeamtet sein, empfiehlt Staude, ein ernstes Gespräch mit voll berufstätigen Eltern zu führen, die dann für die streikbedingte Betreuung ihrer schulpflichtigen Kinder Urlaub nehmen müssten. Die Einbeziehung der Beamtenschaft in die sozialen Sicherungssysteme würde darüber hinaus zu einem Kollaps der Haushalte von Land und Kommunen führen. „Angesichts der gegenwärtig zu überstehenden Multikrisen führt eine solche Diskussion nur zur Spaltung der Gesellschaft, und das möchte keiner.“ DBB NRW „Das Berufsbeamtentum steht nicht infrage.“ Roland Staude, Vorsitzender des DBB NRW Dr. Sven Mohr, Bundesvorsitzender des BvLB Pankraz Männlein, Bundesvorsitzender des BvLB 46 KOMPAKT dbb magazin | September 2025
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