dbb magazin 9/2025

NACHGEFRAGT Dr. Sabine Leppek, Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung Der Staat hat einen entscheidenden strategischen Vorteil bei der Gewinnung von Fachkräften Das Image des öffentlichen Dienstes hat sich zuletzt wieder verbessert. Nachwuchskräfte schätzen unter anderem die leistungsfähigen Sicherungssysteme und durchlässiger werdende Karrierechancen. Dennoch fehlt in allen Bereichen des öffentlichen Dienstes nach wie vor Personal. Kann der öffentliche Bundesdienst im Wettbewerb um Fachkräfte erfolgreich mit der Wirtschaft konkurrieren? Die Aufgaben in der Bundesverwaltung sind nicht nur unglaublich vielfältig, sondern mit Blick auf die aktuellen wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen vor allem eins: hochgradig relevant und damit ein wesentlicher Beitrag zur Sicherung unserer Demokratie. Der Staat als Arbeitgeber hat daher einen entscheidenden strategischen Vorteil bei der Gewinnung von Fachkräften – die Sinnstiftung und gesellschaftliche Relevanz der beruflichen Tätigkeit. Befragungen von Berufseinsteiger:innen unterstreichen regelmäßig, wie wichtig dieser Personengruppe diese beiden Aspekte sind. Die hohe Beschäftigungsstabilität und attraktiven Arbeitsbedingungen – unter anderem flexible Arbeitszeiten, Homeoffice, Familienfreundlichkeit – sind weitere Pluspunkte, die bei der Gewinnung von Fachkräften eine Rolle spielen, da sie den veränderten Bedürfnissen der Arbeitnehmer:innen bei der Gestaltung von Beruf, Familie und Privatleben entgegenkommen können. Auch wenn die Auswirkungen des demografischen Wandels in den nächsten Jahren weiter spürbar bleiben werden und wir auch weiter im Wettbewerb mit anderen Arbeitgebern um die besten Köpfe konkurrieren: Wir sollten uns auf diese Stärken besinnen und sie künftig noch stärker nutzen. Als Präsidentin einer Hochschule liegt mein Augenmerk zudem darauf, Studierende zu gewinnen, die den Staat aktiv mitgestalten wollen. Das wird uns nur durch eine passgenaue wissenschaftliche Qualifizierung der Studierenden für die künftigen Herausforderungen der Bundesverwaltung gelingen. Dabei sind mir vor allem drei Aspekte wichtig. Erstens: Maßnahmen zur Verbesserung des Images des öffentlichen Sektors sollten kontinuierlich ausgebaut und an gesellschaftliche Entwicklungen angepasst werden. Insbesondere die hohe Vielfältigkeit und Attraktivität des Staates als Arbeitgeber sollten weiter gesteigert werden. In diesem Sinne geht es bei der Gewinnung von Fachkräften für den Bundesdienst auch um eine Förderung der Identifikation mit unserem demokratischen Rechtsstaat. Die Mitarbeiter der Exekutive haben insoweit eine im besten Sinne „staatstragende“ Funktion für die Gesellschaft. Zweitens: Die Hochschulen für den öffentlichen Dienst bieten mit ihren dualen Studienangeboten eng mit der beruflichen Praxis verzahnte Fachqualifizierungen an, in denen auch eine frühzeitige Identifikation mit dem künftigen Arbeitgeber, den Tätigkeitsfeldern und dort zu bewältigenden Aufgaben hergestellt wird. Diese wissenschaftlichen Studien- und Qualifikationsangebote, die bereits an landes- und bundesinternen Hochschulen existieren, sollten dringend weiter ausgebaut und zusammen mit den vielfältigen beruflichen Tätigkeiten, für die sie qualifizieren, als Einstiegswege und Qualifikationsoptionen deutlicher sichtbar gemacht werden. Drittens: Es geht nicht nur um die Gewinnung von Fachkräften, sondern auch um das Entwickeln und Halten von Fachkräften. In diesem Sinne bedarf es einer ganzheitlichen Abstimmung von Studium und wissenschaftlicher Weiterbildung bis zu Fortbildungs- und geeigneten Personalbindungsmaßnahmen. Für diese Felder gibt es bereits vielfältige Maßnahmen. Folgender Baustein ist mir besonders wichtig: Eine mit der Hochschule vernetzte Kompetenzförderung kann ein wichtiger Baustein in der Entwicklung und Bindung von Fachkräften sein, insbesondere wenn das Potenzial flexibler wissenschaftlicher Studien- und Weiterbildungsformate wie Mikro-Zertifikate, flexible Selbstlernformate und die Ermöglichung von Quereinstiegen genutzt wird. Derart individuelle Fachkompetenz- und Karriereförderungen entwickeln dabei auch immer Bindungswirkungen. Kann also der Bundesdienst im Wettbewerb um Fachkräfte erfolgreich mit der Wirtschaft konkurrieren? Ich denke ja, wenn es uns jetzt gelingt, das immer größer werdende Interesse am öffentlichen Sektor richtig aufzugreifen, Reformen zur Beseitigung des Fachkräftemangels konsequent umzusetzen und im internen Hochschulbereich kreative Studienwege zu öffnen. _ Sabine Leppek ist Präsidentin der Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung. © HS Bund 24 FOKUS dbb magazin | September 2025

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