dbb magazin 9/2025

JOB-PORTRAIT Verwaltungsinformatik Die IT der Zukunft gestalten Verwaltungsinformatik studieren bedeutet, ganz vorn mit dabei zu sein, wenn es um die Digitalisierung der Verwaltung geht. Ein Student berichtet. Eigentlich sitzt Morris Hültner beruflich fest im Sattel: Er hat eine Ausbildung als Kaufmann für Büromanagement abgeschlossen und eine unbefristete Anstellung beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) in Nürnberg. Einerseits möchte er die Sicherheit nicht aufgeben, andererseits möchte er sich weiterentwickeln. Sein Gedanke: Verwaltungsinformatik studieren. Dafür müsste er allerdings kündigen. Keine leichte Entscheidung – zumal ihm sein Team ans Herz gewachsen ist. Aus Kollegen sind mittlerweile Freunde geworden. „Meine Chefin hat damals den ganzen Druck rausgenommen“, erinnert er sich. „Sie hat mich bestärkt und versichert, dass ich beruflich nicht ins Bodenlose falle, wenn ich das Studium nicht schaffen sollte.“ Morris beschließt, den Schritt zu wagen. 2021 startet er ins Studium der Verwaltungsinformatik, das die Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung anbietet. „Wir werden darauf vorbereitet, an der Schnittstelle zwischen Verwaltung und IT zu arbeiten“, erklärt der 28-Jährige. Entsprechend sei der Studiengang eine Mischung aus Verwaltungslehre und Technik. Die Studierenden sind bei verschiedenen Behörden eingestellt – unter anderem beim Informationstechnikzentrum des Bundes, beim Bundeszentralamt für Steuern, beim Bundeskriminalamt, bei der Generalzolldirektion. Oder eben wie Morris beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. In den Einstellungsbehörden finden auch die Praxiseinheiten des dualen Studiengangs statt. Datenbanken und Formulare programmieren Wer die Verwaltung digitalisieren möchte, muss wissen, wie sie funktioniert. Zunächst stehen im Grundstudium Recht und allgemeine Verwaltungslehre auf dem Lehrplan. Darauf aufbauend lernen die Studierenden, wie sie Verwaltungsvorgänge digital gestalten. „Da geht es dann ganz konkret um den Aufbau von Datenbanken und Rechenzentren, außerdem erstellen und programmieren wir Formulare“, erzählt Morris. Ferner stehen betriebswirtschaftliche Inhalte im Fokus. Wie mache ich eine Ausschreibung? Wie plane ich verfügbare Ressourcen ein? Und wie stelle ich ein Team auf? „Diese Fragen sind wichtig, weil der öffentliche Dienst auch mit externen IT-Dienstleistern arbeitet. Als Verwaltungsinformatiker kann ich als Projektleiter zum Einsatz kommen und muss den Überblick behalten.“ Die Digitalisierung ist ein Thema, das Morris bewegt – nicht nur im Studium oder im Austausch mit Kolleginnen und Kollegen, auch aus privatem Interesse. „Es gibt noch sehr viel zu tun“, betont der angehende Verwaltungsinformatiker, der sich im Verband der Beschäftigten der obersten und oberen Bundesbehörden (vbob) engagiert. „Oft wird auf andere Länder geschaut, wo es besser klappt, da können wir viel lernen.“ Zum Beispiel von Skandinavien und dem Baltikum. Allerdings dürfe man nicht vergessen, dass der Vergleich mit den Musterländern oft hinkt. „Deutschland ist nun einmal größer, der Föderalismus macht es nicht unbedingt einfacher. Trotzdem müssen wir es hinbekommen.“ Diesen Prozess zu begleiten und zu gestalten, das ist es, was Morris im Studium antreibt. Ebenfalls für ihn ein wichtiger Punkt: die Arbeit für die Allgemeinheit, die der öffentliche Dienst stets mit sich bringt. Vielfältige Einsatzmöglichkeiten Wenn alles klappt, möchte Morris nach dem Studium wieder in sein altes Referat beim BAMF in Nürnberg zurückkehren. „Das wäre ein Traum.“ Inhaltlich würde er sich dort mit der Entwicklung von neuen Anwendungen befassen. Wie man sich das vorstellen muss? „Die Fachabteilung gibt vor, welche digitalen Anwendungen sie braucht, ich müsste mich dann als Projektleiter um die Umsetzung kümmern“, berichtet der Student. Ein Beispiel für ein bereits umgesetztes Projekt: eine digitale Karte, auf der Geflüchtete sehen können, wo in ihrer Nähe ein Integrationskurs stattfindet. Morris Hültner © privat 22 FOKUS dbb magazin | September 2025

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