dbb magazin 9/2025

zusätzlich auf eine Sonderauswertung des Mikrozensus für die Jahre 2015 bis 2023. Diese erlaubt zwar eine exakte Identifikation von Studierenden und Nichtstudierenden, unterliegt aber erneut der eingeschränkten Vergleichbarkeit ab dem Jahr 2020. Die Ergebnisse dieser Sonderauswertung zeigen, dass die Erwerbsquote unter Studierenden im Alter von 20 bis 24 Jahren zwischen 2015 und 2023 tatsächlich um 19,3 Prozentpunkte auf 56 Prozent zugenommen hat. Die erwähnten Mikrozensus-Umstellungen ab dem Jahr 2020 könnten Teile dieses starken Anstiegs erklären, aber keinesfalls ausschließlich, denn die Erwerbsbeteiligung der Studierenden ist bereits zwischen 2015 und 2019 um 8,4 Prozentpunkte gestiegen. Arbeitsunwilligkeit nicht repräsentativ Gleichzeitig ist die Erwerbsquote laut Sonderauswertung unter allen Nichtstudierenden dieser Altersgruppe im genannten Zeitraum ebenso gestiegen – um 1,6 Prozentpunkte auf 85,9 Prozent, trotz eines Rückschlags durch Corona. Das heißt: Nicht nur Daten aus der BA-Statistik, sondern auch aus dem Mikrozensus deuten darauf hin, dass der Anstieg der Erwerbsquoten größtenteils, aber nicht ausschließlich, auf eine höhere Erwerbsbeteiligung von Studierenden zurückzuführen ist. Die Sonderauswertung bestätigt außerdem zwei weitere Befunde aus der BA-Statistik: Zum einen steigt auch nach den Ergebnissen des Mikrozensus die Teilzeitquote unter den 20- bis 24-Jährigen wesentlich stärker als die Vollzeitquote. Zum anderen sind diese Anstiege zu großen Teilen auf die wachsende Arbeitsmarktbeteiligung von Studierenden zurückzuführen. Für Letztere könnten auch gestiegene Kosten, etwa für die Miete, eine Rolle gespielt haben. Die Erwerbsbeteiligung in der Altersgruppe der 20- bis 24-Jährigen ist seit 2015, als die erste Kohorte der Generation Z in diese Altersgruppe vorrückte, kräftig und überdurchschnittlich gestiegen. Ein deskriptiver Vergleich verschiedener Statistiken zeigt, dass dies vor allem, aber nicht ausschließlich, der steigenden Erwerbsbeteiligung unter Studierenden geschuldet sein dürfte. Dieser Befund widerspricht gängigen Klischees zur Generation Z im Arbeitsmarkt, passt aber zu weiteren generationsspezifischen Ergebnissen. So argumentieren die Autoren dieses Beitrags in einem 2024 erschienenen Buchbeitrag, dass junge Leute der Beschäftigungsstatistik zufolge heute nicht häufiger den Job wechseln als früher. In einer 2023 veröffentlichten Studie zeigen Susanne Wanger und Enzo Weber zudem, dass sich die Entwicklung der gewünschten Arbeitsstunden bei den jungen Leuten nicht von der Älterer unterscheidet, wenn man den steigenden Anteil Studierender berücksichtigt, die üblicherweise Minijobs ausüben. In weiteren, 2023 publizierten Analysen haben Enzo Weber und andere zudem ermittelt, dass sich in der Tat Engagement in der Arbeit und Bindung an den Arbeitgeber reduziert haben. Dies war aber schon vor Corona der Fall, und der Rückgang fiel bei der jungen Generation sogar noch etwas schwächer aus als im Durchschnitt der Bevölkerung. Auch die von Gudrun Quenzel und anderen veröffentlichten Ergebnisse der Shell-Jugendstudie aus dem 2024 demonstrieren, dass das Klischee der Arbeitsunwilligkeit nicht als repräsentativ für eine gesamte Generation betrachtet werden kann. Timon Hellwanger und Enzo Weber, Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)

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