sind hier allerdings die Zahlen zu kleineren, in der BA-Statistik nicht erfassten Gruppen von Erwerbstätigen (insbesondere Selbstständige, Beamtinnen und Beamte) sowie zu Erwerbslosen. Zu diesen bietet wiederum nur der Mikrozensus die hier benötigte tiefe Gliederung nach Staatsangehörigkeit und Altersgruppe. Die Summe beider Quellen, der abhängigen Beschäftigung laut BA-Statistik sowie der Selbstständigen, Beamten und Erwerbslosen laut Mikrozensus, lässt damit eine alternative Berechnung der Zahl der Erwerbspersonen zu. Die oben genannten möglichen Verzerrungen aufgrund der Mikrozensus-Umstellung ab dem Jahr 2020 werden dadurch zwar nicht vollständig ausgeschlossen, aber erheblich verringert. In einem zweiten Schritt wird die so berechnete Zahl der Erwerbspersonen durch die Gesamtzahlen der relevanten demografischen Gruppen geteilt. Die Daten zu diesen demografischen Bezugsgrößen sind der Bevölkerungsstatistik des Statistischen Bundesamtes entnommen. Die daraus resultierenden alternativen Erwerbsquoten zeigen: Die Erwerbsbeteiligung der 20- bis 24-Jährigen stieg zwischen 2015 und 2023 um 4,9 Prozentpunkte auf 79,5 Prozent. Die 25- bis 64-Jährigen verzeichneten in dieser Zeit lediglich einen Anstieg um 2,5 Prozentpunkte auf 88,1 Prozent. Die Erwerbsbeteiligung gemäß Mikrozensus auf der einen und die Erwerbsbeteiligung gemäß alternativer Rechnung auf der anderen Seite sind nicht deckungsgleich. Die Abweichungen im Vergleich zu den Daten in Abbildung 1 haben mehrere Gründe, etwa die Untererfassung geringfügig Beschäftigter im Mikrozensus (nähere Informationen und Verweise auf weiterführende Literatur bietet die Website des Statistischen Bundesamtes). Beide Berechnungsweisen lassen aber eine vergleichende Interpretation zu, die den bisherigen Befund untermauert: Die Erwerbsbeteiligung der 20- bis 24-Jährigen wächst seit 2015 kräftig und überdurchschnittlich. Mehr Erwerbsbeteiligung in Teil- und Vollzeit Zugleich ist es für die hier interessierende Frage von Bedeutung, in welchem Umfang sich die Generation Z am Arbeitsmarkt beteiligt. Stimmt das Bild, dass sich gerade Jüngere immer häufiger auf Teilzeit beschränken? Aufschlussreich ist hier ein Blick auf Abbildung 2. Sie basiert auf Daten zu sozialversicherungspflichtiger und ausschließlich geringfügiger Beschäftigung aus der BA-Statistik und zeigt die altersspezifischen Anteile der Voll- und Teilzeitbeschäftigten an den jeweiligen Bevölkerungsgruppen. Die Kategorie „Teilzeit“ umfasst hier sozialversicherungspflichtig Teilzeitbeschäftigte und ausschließlich geringfügig Beschäftigte. Unter den 20- bis 24-Jährigen stieg die Gesamtquote an Voll- und Teilzeitbeschäftigten von 2015 bis 2023 um 4,9 Prozentpunkte auf 72 Prozent. Dabei nahm vor allem die Teilzeitbeschäftigung deutlich zu, von 20,4 auf 24,9 Prozent. Dieser Befund bedarf allerdings der genaueren Einordnung. Zum einen bedeutet das nicht, dass weniger gearbeitet wird: Denn auch der Anteil der Jüngeren in Vollzeit hat leicht zugenommen – um 0,3 Prozentpunkte auf 47,1 Prozent. Zum anderen ist der Anstieg der Teilzeitbeschäftigten in der jungen Altersgruppe seit 2015 zwar stärker als jener aller älteren Altersgruppen. Dennoch war die Teilzeitquote unter den Jungen auch im Jahr 2023 weiterhin leicht unterdurchschnittlich. In der Gesamtbevölkerung steigt die Teilzeitquote ebenfalls schon seit vielen Jahren. Sie kommt vor allem durch die zunehmende Erwerbsbeteiligung von Frauen zustande, die viel häufiger als früher im Arbeitsmarkt aktiv sind. Da Frauen oft in Teilzeit arbeiten, steigt damit die gesamte Teilzeitquote. Kürzeres Studium, mehr Nebenjobs In der jüngeren Altersklasse haben die Erwerbsquoten seit 2015 laut Mikrozensus bei Männern wie Frauen aber in ähnlichem Ausmaß zugenommen. Es geht also nicht primär darum, dass Frauen sich bei der Erwerbsbeteiligung den Männern annähern. Woher kommen also die beobachteten Anstiege in der Erwerbsbeteiligung Jüngerer? Hierbei könnten mehrere Faktoren eine Rolle spielen. Ein Erklärungsansatz sind kürzere Studienzeiten. Ab dem Jahr 2002 wurde mit der BolognaReform ein neues Studiensystem eingeführt. Studierende können seither zwischen kürzeren Bachelorstudiengängen und einem längeren Studium inklusive Master wählen. Teilweise dürfte der Anstieg bei der Erwerbsbeteiligung also darauf zurückzuführen sein, dass manche Studierende bereits nach dem Bachelorabschluss einer Erwerbstätigkeit nachgehen. Näheren Aufschluss gibt hier die BA-Statistik. Demnach ist ein Teil des Gesamtanstiegs der Erwerbsbeteiligung der 20- bis 24-Jährigen auf Beschäftigte mit akademischem Berufsabschluss zurückzuführen – allerdings nur 1,8 von 4,9 Prozentpunkten. Der Trend zu stärkerer Erwerbsbeteiligung Jüngerer liegt also nicht nur an der Verkürzung der Studienzeit. Zugleich geht der Erwerbsanstieg seit 2015 mit 4,8 von 4,9 Prozentpunkten fast ausschließlich auf Personen mit Abitur und ohne Berufsabschluss zurück. Dabei handelt es sich wiederum weitestgehend um Personen in Teilzeit. Dieser Befund legt nahe, dass sich Studierende in den vergangenen Jahren vermehrt am Arbeitsmarkt beteiligen, also in der Regel einen Nebenjob ausüben. Die in der BA-Statistik erfassten Merkmale lassen allerdings keine eindeutige Abgrenzung von Studierenden und Nichtstudierenden zu. Daher stützen sich die hier präsentierten Befunde 18 FOKUS dbb magazin | September 2025
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