dbb magazin 9/2025

Arbeitsunwillige Generation Z? Noch ein Klischee weniger Dass die Generation Z viel fordert, aber wenig arbeitet, ist ein in der älteren Generation verbreitetes Vorurteil. Doch es ist falsch. Die jungen Leute sind fleißig wie lange nicht mehr. Verzogen, verweichlicht, verletzt“ oder „Generation arbeitsunfähig“ – so lauten die Titel zweier kürzlich erschienenen Bücher über die viel gescholtene „Generation Z“. „Die Generation Z ist ein Albtraum“, zitiert eine deutsche Lokalzeitung einen britischen Geschäftsmann, der über die fehlende Arbeitsmoral junger Leute wettert. Offenbar treffen diese Zuschreibungen bei vielen Älteren einen Nerv. Doch sind sie durch Fakten gedeckt? Träfe dieses Bild zu, so würde man erwarten, dass sich diese jungen Menschen heute deutlich schwächer am Arbeitsmarkt beteiligen als früher. Datengestützte Vergleiche und Schlussfolgerungen sind rar gesät, denn die Generation Z, das sind erst die ab 1995 und später Geborenen. Während die Erwerbsbeteiligung der unter 20-Jährigen, von denen die meisten noch zur Schule gehen, seit Jahrzehnten niedrig ist, lässt erst die Entwicklung der Erwerbsquoten der 20- bis 24-Jährigen ab 2015 Rückschlüsse zu, als die erste Kohorte der Generation Z in die genannte Altersgruppe vorrückte. Wie sieht sie also aus, die Erwerbsbeteiligung? Genaueren Aufschluss geben Daten des Mikrozensus, der Bundesagentur für Arbeit (BA) und der Bevölkerungsstatistik des Statistischen Bundesamtes. Dabei beschränkt sich die folgende Analyse auf die Bevölkerung mit deutscher Staatsangehörigkeit, denn ab 2015 setzte eine starke Fluchtmigration insbesondere von jungen Menschen ein, deren Einbeziehung die Ergebnisse stark verzerren würde. Erwerbsbeteiligung auf Höchststand Abbildung 1 stellt dar, wie sich die Erwerbsbeteiligungsquoten der 20- bis 24-Jährigen von 1995 bis 2023 im Vergleich zu den 25- bis 64-Jährigen auf Basis von Daten des Mikrozensus entwickelt haben. Die Beteiligung der 20- bis 24-Jährigen ist auf Basis des Mikrozensus von 1995 bis 2015, also über zwei Jahrzehnte hinweg, beständig gesunken. So lag die mittlere Quote in den Jahren 2012 bis 2014, als noch ausschließlich die späten Jahrgänge der „Millennials“ dieser Altersgruppe angehörten, bei 70,2 Prozent. Seit dem Tiefstand im Jahr 2015 stieg die Quote aber wieder kräftig um 6,2 Prozentpunkte auf 75,9 Prozent. Die Erwerbsbeteiligung der 25- bis 64-Jährigen setzte im gleichen Zeitraum ihren langfristigen Aufwärtstrend fort und stieg um 2,8 Prozentpunkte auf 86,9 Prozent. Aber die Daten zeigen: Die Erwerbsbeteiligung der Jungen hat noch deutlich stärker zugenommen: Sie liegt laut Mikrozensus heute so hoch wie zuletzt Mitte der 1990er-Jahre – trotz wesentlich höherer Studierneigung. Bei historischen Vergleichen zwischen Jahrzehnten müssen allerdings Änderungen im Mikrozensus bedacht werden. So umfassen die Erwerbsquoten vor dem Jahr 1996 auch nicht sofort verfügbare Erwerbslose. Heute werden diese hingegen getrennt ausgewiesen und als „Stille Reserve“ gezählt (lesen Sie dazu auch den IAB-Forschungsbericht 6/2021 von Johann Fuchs und Brigitte Weber). Dadurch wird die Erwerbsquote im Jahr 2023 im Vergleich zu den Erwerbsquoten, die Mitte der 1990er-Jahre ausgewiesen wurden, sogar unterschätzt. Darüber hinaus gab es im Mikrozensus weitere Umstellungen, die die Vergleichbarkeit zwischen den Jahren beeinflussen können, insbesondere ab dem Berichtsjahr 2020 – nähere Informationen bietet die Website des Statistischen Bundesamtes. Um den Befund einer seit 2015 deutlich steigenden Erwerbsbeteiligung der 20- bis 24-Jährigen abzusichern, wird nachfolgend eine alternative Berechnung der Erwerbsquoten verwendet, die diese möglichen Verzerrungen über die Zeit und damit verbundene potenzielle Fehlschlüsse minimiert. Zu diesem Zweck werden andere Datenquellen hinzugezogen. Differenzierte Berechnungen Zunächst zur Zahl der Erwerbspersonen: Die BA-Statistik bietet Informationen zu abhängig Beschäftigten – sozialversicherungspflichtig und ausschließlich geringfügig. Dies ist die überwiegende Mehrheit der Erwerbstätigen in Deutschland. Nicht enthalten © Unsplash.com/Getty Images FOKUS 17 dbb magazin | September 2025

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