dbb magazin 9/2025

Zolldirektionen oder in den Kommunalverwaltungen vor Ort. Besonders in den Fokus rücken IT-Fähigkeiten auch bei der Kriminalitätsbekämpfung: Um Kriminellen im digitalen Raum das Handwerk zu legen, braucht es Personal, das sich mit IT-Forensik und dem Entschlüsseln von Datenträgern auskennt. Nicht überraschend ist, dass IT-Fachkräfte auch für diverse Vorhaben der Bundesregierung unerlässlich sind. Im Koalitionsvertrag heißt es unter anderem: „Wir setzen auf konsequente Digitalisierung und Digital Only: Verwaltungsleistungen sollen unkompliziert digital über eine zentrale Plattform (One-StopShop) ermöglicht werden, das heißt ohne Behördengang oder Schriftform.“ Oder auch: „Verwaltungsprozesse werden wir automatisieren, beschleunigen und effizienter gestalten – insbesondere mit künstlicher Intelligenz. Den Zugang zu und die Verknüpfung von relevanten Daten stellen wir sicher.“ Je digitaler der Staat wird, desto mehr fungiert die Verwaltung selbst als eine Art IT-Dienstleister. Staat muss konkurrenzfähiger werden Aber woher die Fachkräfte nehmen? Nachwuchskräfte selbst auszubilden ist die erste Option, die der Staat hat, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Dies geschieht beispielsweise mit dem Studiengang der Verwaltungsinformatik an der Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung. Die zweite Option: Quereinstiege ermöglichen und damit Fachkräfte erreichen, die nicht im öffentlichen Dienst gelernt haben. Oder – das ist die dritte Option – bereits vorhandenes Personal weiterbilden. Doch nicht bloß der Bedarf im öffentlichen Dienst ist enorm, auch die freie Wirtschaft braucht Fachpersonal und steht in direkter Konkurrenz zum Staat. Dieser hat oft das Nachsehen, was unter anderem an starren Gehaltsstrukturen liegen kann. Konkurrenzfähig ist die Bezahlung – wenn überhaupt – nur in den höheren Entgeltgruppen. Diese setzen jedoch formal bestimmte Berufsabschlüsse voraus, die nicht alle potenziellen Fachkräfte mitbringen. Eine weitere Hürde: Nur wer bereits viele Jahre im öffentlichen Dienst gearbeitet hat, erreicht höhere Entgeltstufen innerhalb der Entgeltgruppen. Entsprechend ist ein Wechsel in den öffentlichen Dienst für alle, die ihre Karriere in der freien Wirtschaft gestartet haben, finanziell nicht unbedingt attraktiv. Letztlich können auch weitere Faktoren eine Rolle spielen: traditionelle Einstellungsverfahren, bei denen eine Einstellung nicht an Kompetenzen, sondern an Formalitäten scheitert – oder wegen langer Verfahren auch an späten Rückmeldungen. Und nicht zuletzt gibt es Fachkräfte, die keine Führungsaufgaben übernehmen wollen. Genau das verquickt das Laufbahnrecht jedoch in manchen Fällen mit höheren Besoldungsstufen, weshalb die freie Wirtschaft für die Betroffenen attraktiver ist. Diesem Phänomen begegnet das BSI bereits mit sogenannten Fachkarrieren. Dazu heißt es auf der Homepage: „Im BSI habt ihr nicht nur die Möglichkeit, in einer Führungslaufbahn aufzusteigen, sondern auch im Rahmen unserer sogenannten Fachkarriere. Wenn ihr euch vor allem fachlich in eurem Spezialgebiet weiterentwickeln wollt, bieten wir euch die Möglichkeit, auch ohne Führungsfunktion die Entgelt- oder Besoldungsstufe gleichrangig zur ersten Führungsebene zu erreichen.“ Neue Wege beschreiten Es gibt noch weitere Ebenen, die bei der Gewinnung von IT-Kräften eine Rolle spielen können: Wer die Verwaltung digitalisieren will, muss sie verstehen. Zumindest ist das für Projektleiterinnen und Projektleiter, welche die Fäden in der Hand haben, eine wichtige Voraussetzung. Allerdings haben IT-Fachkräfte in der freien Wirtschaft in der Regel keine Berührungspunkte mit der Verwaltung. Dem wirkt der besagte Studiengang der Verwaltungsinformatik an der Hochschule des Bundes entgegen. Weiterhin lebt die IT vom Ausprobieren, Start-up-Kultur, interdisziplinären Teams; Beschäftigte der Branche bilden sich auf Konferenzen, mitunter auch auf sogenannten Hackathons weiter. Dabei arbeiten Programmierer und Entwickler für einen kurzen Zeitraum gemeinsam an einem bestimmten Projekt oder versuchen, bestehende Probleme zu lösen. Diese Form der Arbeitskultur ist im öffentlichen Dienst wenig verbreitet. Auch das kann potenzielle Fachkräfte abschrecken. Weniger hierarchische Strukturen und mehr Flexibilität können hilfreich sein, um Expertinnen und Experten zu gewinnen – und wenn es nur für einen begrenzten Zeitraum ist. „Es reicht nicht mehr, bloß mit Sinnstiftung und der Sicherheit des Arbeitsplatzes zu werben“, resümiert Volker Geyer. „Gerade in der IT spielen so viele andere Faktoren eine viel entscheidendere Rolle. Ich werbe ausdrücklich dafür, neue Wege zu beschreiten. Denn davon können der Staat und wir alle als Gesellschaft nur profitieren!“ cdi Junge IT-Spezialisten arbeiten anders. Um für sie attraktiv zu sein, muss die Verwaltung moderner werden. © Unsplash.com/Trust Tru Katsande FOKUS 13 dbb magazin | September 2025

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