dbb magazin 9/2025

DOSSIER FACHKRÄFTE Fachkräftemangel Die IT ist das Nadelöhr Deutschland soll digitaler werden, und das schon seit Langem. Mit dem Bundesministerium für Digitalisierung und Staatsmodernisierung will die Bundesregierung neue Impulse setzen. Doch alles steht und fällt mit dem Fachpersonal. Juni 2021, es ist das erste Mal, dass eine Kommune wegen eines Hackerangriffs den Katastrophenfall ausruft: Der Landkreis Anhalt-Bitterfeld ist lahmgelegt. Die Täter fordern Lösegeld, der Kreis verweigert die Zahlung, einige der erbeuteten Daten landen im Darknet, darunter Privatanschriften und nicht öffentliche Sitzungsprotokolle. Die Verwaltung kann bestimmte Sozial- und Unterhaltsleistungen nicht auszahlen – für Betroffene ein Ärgernis. Schätzungen zufolge sind dem Landkreis durch den Angriff Kosten in Höhe von mehr als zwei Millionen Euro entstanden. 2022, ein Jahr nach dem Vorfall, ist die IT der Verwaltung noch immer nicht wieder vollständig intakt. Die Gründe: fehlende Dienstleister, die Anwendungen installieren, und fehlende Fachkräfte, die den Beschäftigten die Nutzung der neu aufgespielten Systeme vermitteln, wie das Magazin heise online berichtete. Das Beispiel von Anhalt-Bitterfeld verdeutlicht zum einen, wie wichtig es für den Staat ist, sich und seine Institutionen vor Cyberangriffen zu schützen. „Wir erleben durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und seine Folgen auch eine Zeitenwende für die innere Sicherheit“, schreibt das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) im Lagebericht zur IT-Sicherheit in Deutschland. „Die Bedrohungslage im Bereich der Cybersicherheit ist unvermindert hoch.“ Und zum anderen verdeutlicht der Vorfall, welche große Rolle IT-Fachkräfte für die Handlungsfähigkeit des Staates spielen. „Digitale Kompetenzen sind die Schlüsselkompetenzen der Zukunft“, sagt Volker Geyer, Bundesvorsitzender des dbb. „Ohne IT-Fachkräfte geht es nicht, denn sie sind es letztlich, welche die Digitalisierung in den Ämtern und Behörden praktisch umsetzen. Die Beschäftigten können nur digital arbeiten, wenn sich jemand um die Technik kümmert, Systeme wartet und die Sicherheit gewährleistet.“ Kaum vorhanden, aber höchst relevant Laut Einschätzung des dbb fehlen dem öffentlichen Dienst aktuell 600 000 Beschäftigte, um alle Aufgaben zuverlässig zu erledigen. Innerhalb der kommenden zehn Jahre scheiden mindestens 1,39 Millionen altersbedingt aus. Das entspricht 27 Prozent der Beschäftigten. Egal ob in der Verwaltung, bei der Polizei oder in den Arbeitsagenturen: Unter dem fehlenden Personal sind immer auch IT-Kräfte. Nach Berechnungen der Unternehmens- und Strategieberatung McKinsey werden im Jahr 2030 bis zu 140 000 Personen mit „spezifischen digitalen Fähigkeiten“ fehlen. Also Personal, das sich mit Softwareentwicklung, Datenanalyse, IT-Infrastruktur und Cybersicherheit auskennt. Von Administratoren bis Projektleitern sind IT-Fachkräfte gefragt, wenn es zum Beispiel um die Datenanalyse oder den Aufbau von Websites geht. Sie erstellen digitale Formulare, pflegen Datenbanken und entwickeln neue Anwendungen, die auf die Bedürfnisse des öffentlichen Dienstes zugeschnitten sind – denn nicht immer eignen sich die auf dem Markt verfügbaren Anwendungen. Sie verwalten Benutzerkonten, richten Dienstgeräte wie Computer und Smartphones ein und stehen den Beschäftigten bei IT-Problemen unterstützend zur Seite. Die Bandbreite an Tätigkeiten, die für das Funktionieren des Staates von Bedeutung sind, ist enorm. Egal ob im Bundeszentralamt für Steuern, in den © Unsplash.com/Christina_wocintechchat 12 FOKUS dbb magazin | September 2025

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