dbb magazin 9/2025

UMFRAGE Personalpolitik für den öffentlichen Dienst 600 000 Beschäftigte fehlen Schule, Pflege, Justiz – überall fehlt Personal. dbb Chef Volker Geyer hat die Politik aufgefordert, neue Wege einzuschlagen und die positiven Effekte der Digitalisierung konsequent zu nutzen. Volker Geyer ist im Juni 2025 ins Amt gekommen, da sein Vorgänger Ulrich Silberbach aus gesundheitlichen Gründen zurücktreten musste. Die Amtszeit endet offiziell im Herbst 2027. Auf die Frage der FAZ, ob er nur ein Übergangsvorsitzender sei, antwortete der dbb Chef: „Nein, das bin ich nicht. Ich werde auf dem Gewerkschaftstag 2027 abermals antreten.“ Geyer strebt zweite Amtszeit an Ich erwarte von der Bundesregierung, dass sie künftig bei jeder neuen Aufgabe, die sie an Länder oder Kommunen überträgt, gleichzeitig eine digitale Lösung anbietet, um diese Aufgabe effizient zu bewältigen“, sagte der dbb Bundesvorsitzende Volker Geyer im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (Ausgabe vom 11. August 2025). „Der Personalmangel beim Zoll ließe sich zum Beispiel reduzieren, wenn die Pakete durch KI vorsortiert würden. Anders bekommen wir auch die Paket-Tsunamis aus Fernost – Stichwort: Temu – nicht in den Griff.“ Doch bis die Digitalisierung für spürbare Entlastung sorgt, ist es noch ein weiter Weg. Der dbb geht davon aus, dass kurz- und mittelfristig sogar mit einem höheren Personalbedarf zu rechnen ist. Aktuell fehlen dem öffentlichen Dienst 600 000 Beschäftigte, um allen Aufgaben gerecht zu werden. Die zahlenmäßig größten Fehlbedarfe gibt es laut aktueller dbb Abfrage vor allem bei Lehrkräften, Fachkräften im Gesundheitsbereich und in der Altenpflege sowie in den Kommunalverwaltungen. Forderungen aus der Politik, die Menschen mehr Wochenstunden leisten zu lassen und insgesamt länger zu arbeiten, erteilte Geyer eine klare Absage. Derartige Ideen gingen komplett an der Lebensrealität und den Anforderungen der Arbeitswelt vorbei, sagte er. „Wir haben schon heute eine extreme Zunahme an psychischen Erkrankungen. Die Leute können nicht mehr.“ Hintergrund der riesigen Personallücke sind nicht nur ständige Aufgabenzuwächse und neue Herausforderungen in den Bereichen Bildung, Migration, Infrastruktur und innere Sicherheit, weshalb hauptsächlich Länder und Kommunen auf zusätzliches Personal angewiesen sind. Der Personalmangel spitzt sich auch weiter zu, weil allein 2025 zwei Prozent der Beschäftigten altersbedingt in den Ruhestand gehen. In den nächsten zehn Jahren scheiden mindestens weitere 1,39 Millionen (27 Prozent) aus. Selbst bei Berücksichtigung der erwartbaren Neueinstellungen bleibt rechnerisch eine zusätzliche Personallücke von mehreren Hunderttausend Beschäftigten. Die ungünstige demografische Entwicklung tut ihr Übriges. _ © Andreas Pein © Unsplash.com/Getty Images Aktueller Personalbedarf öffentlicher Dienst Bundespolizei 15 000 Landespolizei 49 000 Verteidigung 20 000 Steuerverwaltung 45 000 Zoll 6 000 Schulen 115 000 Kitas 96 400 Kommunalverwaltungen (allgemeine Verwaltung, Ausländerbehörden, Bauämter, Jugendämter, Ordnungsämter, Sozialämter/Soziale Arbeit, Feuerwehren) 108 500 Öffentlicher Gesundheitsdienst 12 500 Kranken- und Altenpflege 120 600 Lebensmittelkontrolle 1 500 Arbeitsagenturen/Jobcenter 2 500 Justiz (Richter/innen, Justizvollzug, Verwaltung) 8 500 Fehlende Beschäftigte 600 500 Bei der dbb Erhebung zum Personalmangel im öffentlichen Dienst geht es nicht nur um tatsächlich offene Stellen in den Personalplänen, sondern um die Zahl der für eine effiziente Aufgabenerledigung tatsächlich benötigten Kolleginnen und Kollegen. 10 AKTUELL dbb magazin | September 2025

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