BEVÖLKERUNGSSCHUTZ Zivil- und Katastrophenschutz Gelebte Solidarität Im Verteidigungsfall ist das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) für den Schutz der Zivilbevölkerung zuständig. Bei überregionalen Krisen können die Länder Unterstützung vom BBK anfordern. Und die Menschen in Deutschland sollen zu sinnvoller Selbstvorsorge motiviert werden. Coronapandemie, Ahrtal-Flut und der Angriff Russlands auf die Ukraine haben vielen die Verletzlichkeit des Landes vor Augen geführt. Das Verhältnis der Öffentlichkeit zum Bevölkerungsschutz hat sich verändert, weil sich die Krisensituationen in den vergangenen Jahren häuften. Sowohl Bundeswehr als auch Zivil- und Katastrophenschutz werden wieder als fundamental notwendige Institutionen gesehen. Das BBK ist die Behörde, deren Aufgabe der Bevölkerungsschutz ist. Vor allem zuständig im Verteidigungsfall, aber auch bei Naturkatastrophen, Industrieunfällen oder Anschlägen auf die kritische Infrastruktur unterstützt das BBK. „Wir verfolgen einen All-Gefahren-Ansatz und haben den Anspruch, alle Gefahren, die denkbar sind, im Blick zu halten“, umreißt Ralph Tiesler, Präsident des BBK, im Videogespräch die grundsätzliche Aufgabe seiner Behörde. Der Zivilschutz betrifft den Verteidigungsfall und ist Bundesangelegenheit. Der Katastrophenschutz konzentriert sich auf Alltagsgefahren und ist, je nach Ereignisgröße, kommunale oder Länderangelegenheit. Im Begriff Bevölkerungsschutz sind alle Aufgaben für die zivile Sicherheit zentral gebündelt. Das BBK dient neben Polizei, Bundeswehr und Diensten als vierte Säule im nationalen Sicherheitssystem. Unterstützung und Schutz Das Thema Verteidigung steht für Tiesler schon seit dem russischen Überfall auf die Krim 2014 im Fokus. Er unterstreicht aber auch, dass sich die inzwischen fast 700 Mitarbeitenden mit Resilienzfragen beschäftigen, die sich aus dem Klimawandel ergeben. Krisensituationen, etwa einen Blackout, einen großflächigen, lang anhaltenden Stromausfall wie kürzlich in Spanien oder große Waldbrände hält Tiesler für wahrscheinlich. Immer häufiger sehe man sich zudem mit Lagen konfrontiert, die auf Sabotage und Spionage zurückgehen. Auch einen Krieg an der Ostflanke der NATO, etwa im Baltikum, will er nicht ausschließen. Immer häufiger treten immer größere „Lagen“ sogar gleichzeitig auf. Das macht, so Tiesler, eine bessere Abstimmung zwischen Bund, Ländern und Kommunen notwendig. Das Lagezentrum im BBK könne dann bei der Koordination von knappen Ressourcen und Einsatzkräften unterstützen. „Wir helfen Ländern und Kommunen, damit sie ihre Aufgaben erfüllen können. Indem wir Ausstattung liefern, indem wir etwa Führungskräfte ausbilden, etwa im Bereich Krisenmanagement“, unterstreicht der Jurist. Man müsse immer alles zusammen denken und gemeinsam handeln. So ergebe sich ein Doppelnutzen, weil das, was das BBK beschaffe und nutze, wie etwa Fahrzeuge, Ausstattung oder das Warnsystem, auch den Ländern zur Verfügung stehe. Das stärke den Katastrophenschutz, sei aber auch im Kriegsfall nutzbar. Das BBK betreibt auch das Bundeswarnsystem, das die Länder nutzen können, mit Sirenen, Warn-Apps, Cell Broadcast auf den Handys, Warnungen auf den Werbetafeln großer Städte, Durchsagen in Zügen. Durch diesen Warnmittelmix können über 90 Prozent der Bevölkerung erreicht werden. Die Warnungen im Ernstfall an die Bevölkerung herauszugeben, ist aber Sache der örtlichen oder der Landesbehörden. Foto: Colourbox.de 20 FOKUS dbb magazin | Juli/August 2025
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