schutz. Im SEC arbeiten beispielsweise Handwerker aus den unterschiedlichsten Gewerken, Ingenieure, IT-Fachleute und Logistikexperten. Wenn die SEC angefordert wird, stellt das Einsatzteam seine Ausrüstung nach Bedarf im zentralen Lager in der Nähe des Frankfurter Flughafens zusammen und kann damit bis zu zwei Monate autark im Einsatz arbeiten. Dazu kommen Spezialeinheiten mit Hochleistungspumpen oder zum schnellen Aufbau von Notunterkünften, für die Verlegung von Einheiten oder für Führungs- und Koordinationsstellen, die schnell aufgebaut werden müssen. Die ehrenamtliche Arbeit in einer der Fachgruppen im THW ist vielfältig. Sie reicht von Retten, Bergen und Absichern von Menschen, Tieren und Sachgütern bis zum Aufbau von Impfkabinen während der Pandemie oder der Einrichtung von Flüchtlingsunterkünften. Nach Beginn des Überfalls auf die Ukraine „wurden wir abends um Unterstützung gebeten“, sagt Daniela Reiter. „Es hieß, es kommen jetzt mehrere Tausend Geflüchtete aus der Ukraine am Auffanglager in Berlin-Reinickendorf an. Wir konnten zeitnah losfahren, aber es war klar, dass wir die ganze Nacht dort Zelte und Feldbetten aufbauen würden“, sagt Daniela Reiter. Gesetzlich ist festgelegt, dass die Helferinnen und Helfer für THWEinsätze von ihrer Arbeit bei voller Lohnzahlung freigestellt werden. Arbeits- und sozialrechtlich sollen den Ehrenamtlichen keine Nachteile entstehen. Der erste Auslandseinsatz des THW war die Flutkatastrophe in den Niederlanden und Flandern im Jahr 1953. Um mit dem THW in den Auslandseinsatz zu gehen, müssen Helferinnen und Helfer Erfahrung im Ortsverband haben, Fortbildungen besuchen und Zertifikate nachweisen wie Sprachkurse, Kurse in interkultureller Kompetenz sowie spezielle Ausbildungen je nach Einsatz. Es gibt in den Ortsverbänden einzelne Personen, die die Voraussetzungen mitbringen, die nötigen Schulungen, die Erfahrung und die Möglichkeit, von jetzt auf gleich auf unbestimmte Zeit ins Katastrophengebiet auszureisen. Im Ausland sei sie noch nicht gewesen, erzählt Vanessa Wieberneit-Fleschmann. Sie ist seit knapp zwölf Jahren beim THW aktiv. Beruflich arbeitet sie in der Charité in der Patientenaufnahme. Beim THW gehört sie zum Stabspersonal des Fachzuges Führung/ Kommunikation. „Ich bin für Personal und Lage verantwortlich. Das heißt, ich sitze in der Führungsstelle. Dort erstelle und pflege ich eine Lagekarte, fertige eine Personalübersicht an und kümmere mich um den inneren Dienst. Ich bringe unsere eigenen Kräfte der Führungsstelle unter und organisiere deren Verpflegung. Um nicht die Übersicht zu verlieren, arbeite ich mit taktischen Zeichen“, erzählt sie. Herausfordernde Einsätze Der Einsatz, den viele aus dem Ortsverband hier hinter sich gebracht haben, war die Unterstützung bei der Ahrtal-Flut im Jahr 2021. „Das war ein sehr großes Einsatzgebiet“, erzählt Vanessa Wieberneit-Fleschmann. Ob das auch ihr bislang intensivster Einsatz war? „Ja. Wir sind dann auch einmal durchs Tal gefahren. So etwas hatte ich noch nie gesehen. So stelle ich es mir nach einem Krieg vor. Es war alles eingestürzt, das war unfassbar. Unsere Führungsstelle stand in Euskirchen. Dort haben wir uns um die Logistik für die Einsatzkräfte gekümmert. Wir haben sie versorgt, vom Whiteboard über die Druckerpatrone bis zum Ersatz für den abgerissenen Seitenspiegel. Vor Ort war ja alles ausverkauft und nichts mehr zu bekommen. Es kamen viele Anwohner zu unserer Führungsstelle und haben uns aus Dankbarkeit über unsere Unterstützung Kekse, Kuchen oder Kaffee gebracht. An so einem Punkt weißt du, warum du diese ehrenamtliche Arbeit machst.“ Die Diskussionen um die „Kriegstauglichkeit“ Deutschlands und die Vorbereitung auf den hoffentlich niemals eintretenden Verteidigungsfall gehen am THW nicht vorbei. In einer Rede zum 75. Geburtstag hat Bundesinnenminister Alexander Dobrindt im Mai betont, er wolle in dieser Legislaturperiode die Grundlagen für eine moderne Ausstattung des THW schaffen. Zudem betonte der Minister, Zivilschutz und militärische Verteidigung müssten zusammen gedacht werden. Der „Behörden Spiegel“ berichtete unlängst, laut den Anfang Juli beschlossenen Eckpunkten für den Bundeshaushalt 2026 soll das THW 204 Millionen Euro mehr erhalten. Mit den zusätzlichen Mitteln können neue Fahrzeuge und Materialien für den Katastrophenfall beschafft und das THW-Bauprogramm weiter fortgeführt werden. Für den bedrohungsgerechten Ausbau der Zivilschutzkompetenzen des THW sind allerdings weitere Investitionen notwendig. Jörg Meyer Daniela Reiter Vanessa Wieberneit-Fleschmann FOKUS 19 dbb magazin | Juli/August 2025
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