lassen und die Verpflegungsstände erkunden, lässt Beate Handrick die rund 50 Männer und Frauen in der blauen Uniform oder in für die Küchenarbeit passender Arbeitskleidung mit blauer Schürze antreten. Sie schieben heute Dienst und sorgen für einen reibungslosen Ablauf des Tages. Handrick ist seit 21 Jahren als Helferin beim THW. Sie wünscht den Anwesenden einen erfolgreichen Tag, bittet sie, auf den korrekten Sitz der Kleidung zu achten – bei Publikumsverkehr will man einen guten Eindruck hinterlassen –, und am wichtigsten: Sie erinnert die Helfenden, dass sie bitte genug trinken und ab und an den Schatten aufsuchen sollen. Dass jemand heute umkippt, wolle sie nicht sehen. Das Antreten habe unter dem Motto Fürsorge gestanden, erzählt Handrick uns später. Zum Abschluss des Antretens wird der Trupp „Unbemannte Luftfahrtsysteme“ aktiv. Ein Pilot startet die Kameradrohne, selbstverständlich ist der Start- und Landebereich abgesperrt und mit einem Hinweis versehen. Eigensicherung ist heute ebenso wichtig wie im Einsatz. Schweres Gerät für Spezialaufgaben Dann geht es los. Die ersten Menschen schlendern über den Hof, fragen die Fahrzeugbesatzungen nach der Ausrüstung und was man damit macht. Zum Beispiel bei der Fachgruppe „Schwere Bergung“. Die habe auf ihrem mit „SB“ gekennzeichneten Fahrzeug unter anderem erschütterungsarme Betonsägen und Kernbohrer sowie große Hebekissen, erklärt uns eine Helferin, die seit etwa zwei Jahren dabei ist. Wenn ein Gebäude eingestürzt ist und Verschüttete oder Eingeschlossene bei der Bergung nicht durch grobes Räumgerät gefährdet werden sollen, kommt die Betonsäge zum Einsatz. Mit dem großen Kernbohrer kann die Fachgruppe SB schonend große Löcher in dicken Beton bohren. Damit kann die Feuerwehr etwa bei einem Großbrand, „bei dem ein Innenangriff nicht möglich ist“, einen Schlauch ins Gebäude bringen oder mit einer endoskopischen Kamera einen Blick ins Innere werfen. Andere Ortsverbände haben so große Bohrköpfe, dass durch die Löcher Verletzte auf einer Trage geborgen werden können, erzählt die Helferin. Ein wichtiges Utensil seien auch die großen Hebekissen, etwa wenn es darum geht, unter einem Auto Eingeklemmte zu bergen oder Gebäudeteile so vorsichtig zu heben, dass niemand darunter zu Schaden kommt. Die Rettungsdienste fordern die Fachgruppe SB immer dann an, wenn sie nicht über das benötigte Gerät verfügen. Auch wenn es darum geht, etwa eine einsturzgefährdete Fassade abzustützen, kommt das THW zum Einsatz. Feuerwehr und Polizei als Rettungskräfte sind nur so lange vor Ort, wie die unmittelbare Gefahr andauert. Von Zügen, Fachgruppen und Trupps Das THW Charlottenburg-Wilmersdorf verfügt über einen technischen Zug und den Fachzug Führung/Kommunikation (FZ FK). Die Züge sind in Gruppen unterteilt, diese wiederum in Trupps. Was an Militär erinnert, beschreibt letztlich die immer genauere Spezialisierung der Einheiten und dient der einfachen Organisation und Handlungsfähigkeit. Am Beispiel des Fachzuges Führung/ Kommunikation wird das schnell deutlich. Im Einsatz kann der FZ FK eine mobile oder stationäre Führungsstelle einrichten. Diese koordiniert und steuert den Einsatz der THW- und bei Bedarf auch anderer Einsatzkräfte. Hier läuft die Kommunikation in der Fernmeldezentrale zusammen und es werden einsatztaktische Entscheidungen in der Führungsstelle getroffen. Hier wird erfasst, wer sich gerade wo befindet und wer bei Bedarf schnell in den Einsatz geschickt werden kann. Letztlich ist es die Leitstelle des kompletten Einsatzes. Im Bedarfsfall helfen die bundesweit 66 FZ FK und die über 700 Zugtrupps des Technischen Zuges auch der Polizei oder Feuerwehr bei der Organisation und dem Einsatz von Kräften, erklärt uns Maximilian Krüger. Er arbeitet im Hauptberuf bei der Berliner Feuerwehr und im Ehrenamt beim THW. Der Technische Zug des THW Charlottenburg-Wilmersdorf wird im Einsatz vom Zugtrupp des Technischen Zuges (ZTr TZ) gesteuert. Hier läuft die Koordination des Technischen Fachzuges zusammen. Der Zugtrupp ist spezialisiert auf Erkundung und einsatztaktische Entscheidungen – in allen möglichen und unmöglichen Schadenslagen: Das Einsatzfahrzeug ist schneller und agiler als die großen Lkw der Fachgruppen und fährt den Kolonnen des THW oft voran. An Bord hat der Zugtrupp überdies ein robustes blaues Fahrrad, komplett ausgestattet mit Blaulicht und Funk. Neben dem Zugtrupp besteht der Technische Zug aus den Fachgruppen und Trupps. Beim hiesigen Ortsverband sind das die Bergungsgruppe mit ihrem Abstützsystem Holz, die Fachgruppe Schwere Bergung, die Fachgruppe Wasserschaden/Pumpen, die Fachgruppe Notversorgung und Notinstandsetzung sowie der Trupp Unbemannte Luftfahrtsysteme. Insgesamt engagieren sich für das THW Charlottenburg-Wilmersdorf 130 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer sowie 14 Jugendliche zwischen zehn und 17 Jahren. Viele der Ehrenamtlichen sind Überzeugungstäter. Fast alle, mit denen wir sprechen, sind deutlich über zehn Jahre aktiv. So auch David Iwanowitsch von der Fachgruppe Wasserschaden/Pumpen. „Ich habe vor 20 Jahren bei der Jugendgruppe angefangen“, erzählt er. Neben ihm pumpt eine Pumpe unablässig Wasser in ein riesiges Becken und wieder hinaus. Rund 30 000 Liter fasst das faltbare Becken. „Wir sind bei Wasserschäden im Einsatz oder bei Bränden“, erklärt der Helfer. Die Hochleistungspumpen in dem mit WP gekennzeichneten Lkw transportieren beispielsweise bei Hochwasser oder Wasserschäden große Mengen Wasser. Bei Waldbränden in Gegenden, wo die nächste Wasserentnahmemöglichkeit weit entfernt ist, unterstützt die Fachgruppe WP die Feuerwehr, indem sie das Becken vor Ort mit Wasser füllt. „Wir haben auf dem Fahrzeug Schläuche und Pumpen, mit denen wir eine Strecke von einem bis zwei Kilometern überbrücken können“, erzählt Iwanowitsch. Fräst und bohrt leise und schmerzlos: die Fachgruppe Schwere Bergung. FOKUS 17 dbb magazin | Juli/August 2025
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