dbb magazin 5/2025

In Deutschland haben rund 2,9 Millionen junge Erwachsene im Alter von 20 bis 34 Jahren keinen Berufsabschluss. Das geht aus aktuellen Zahlen für das Jahr 2024 hervor – und das inmitten eines eklatanten Arbeits- und Fachkräftemangels. Der Bundesverband der Lehrkräfte für Berufsbildung (BvLB) schlägt deshalb Alarm und fordert entschiedenes politisches Handeln. „Die neue Bundesregierung muss das Bildungssystem fit für das 21. Jahrhundert machen“, fordern die BvLB-Bundesvorsitzenden Pankraz Männlein und Sven Mohr. Im Fokus stehe dabei insbesondere die berufliche Bildung. Der Verband sieht massiven Investitionsbedarf an beruflichen Schulen. „Der Sanierungsstau bei Gebäuden und Infrastruktur muss dringend beseitigt werden“, so Männlein. Moderne Raumkonzepte, zusätzliche Lern- und Funktionsräume sowie eine technische Ausstattung, die dem digitalen und gesellschaftlichen Wandel gerecht wird, seien unverzichtbar. Auch bei der Qualifizierung von Lehrkräften sieht der BvLB großen Handlungsbedarf. Die Lehrkräfteausbildung müsse sich stärker an aktuellen Anforderungen wie Digitalisierung, Internationalisierung, Inklusion und Nachhaltigkeit orientieren. Neue Ausbildungsmodelle wie duale Lehramtsstudiengänge sowie praxisnahe Fort- und Weiterbildungsformate sollen die berufliche Bildung stärken. Um den Beruf des Lehrers oder der Lehrerin an beruflichen Schulen wieder attraktiver zu machen, fordert der Verband bessere Arbeitsbedingungen, mehr pädagogische Gestaltungsspielräume und Entlastung bei administrativen Aufgaben. Diese könnten von multiprofessionellen Teams übernommen werden. Zudem brauche es politischen Rückhalt und juristische Unterstützung für Lehrkräfte, insbesondere bei gerichtlichen Auseinandersetzungen. „Nur wenn Bund und Länder jetzt gemeinsam handeln und gezielt in die Zukunft junger Menschen investieren, kann Deutschland auch künftig Vorbild für eine moderne und hochwertige berufliche Bildung sein“, so die BvLB-Vorsitzenden. BvLB Reformen in der beruflichen Bildung gefordert Dr. Sven Mohr, Bundesvorsitzender des BvLB Pankraz Männlein, Bundesvorsitzender des BvLB Der Verband Deutscher Realschullehrer (VDR) sieht im aktuellen Gutachten der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz (SWK) zum Übergang von der Sekundarstufe I in die berufliche Ausbildung einen Schritt in die richtige Richtung. Zugleich sieht der Verband offene Fragen bei der Umsetzung der Empfehlungen. „Es ist richtig und notwendig, dass die SWK in ihrem veröffentlichten Gutachten die Bedeutung der Sekundarstufe I für den Übergang in die Berufsausbildung betont“, erklärte der VDRBundesvorsitzende Ralf Neugschwender. Die Kommission erkenne damit zu Recht an, dass die Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Bildung im Mittelpunkt stehen müsse. Positiv bewertet der VDR die Empfehlung, funktionale Kompetenzen wie Problemlösungsfähigkeit, Teamarbeit und selbstständiges Arbeiten stärker zu fördern. „Diese Fähigkeiten sind im Berufsleben essenziell. Ihre gezielte Förderung im Unterricht ist daher sinnvoll“, so Neugschwender. Gleichzeitig stelle sich jedoch die Frage nach der praktischen Umsetzung – insbesondere mit Blick auf personelle und zeitliche Ressourcen. Schulen müssten solche Anforderungen im Rahmen der bestehenden Stundentafeln bewältigen können, ohne an Qualität einzubüßen. Unklar bleibe dabei, welche Inhalte künftig im Bildungsplan bestehen bleiben und welche zugunsten neuer Schwerpunkte überarbeitet werden müssten. Neugschwender betonte die zentrale Rolle der Berufsorientierung an Realschulen: „Berufsorientierung ist ein Markenkern differenzierter Schulformen wie der Realschule. Viele Schulen pflegen bereits enge Kooperationen mit der regionalen Wirtschaft und setzen auf praxisnahe Unterrichtsformen.“ Als Ergänzung regte der VDR eine intensivere Entwicklung und Nutzung digitaler Tools an, um den Zugang zu Berufsorientierungsangeboten zu verbessern und Schüler gezielt mit potenziellen Arbeitgebern zu vernetzen. „Die SWK hat einen wichtigen ersten Schritt gemacht – doch weitere müssen folgen“, so Neugschwender. VDR SWK-Gutachten zur beruflichen Bildung begrüßt Ralf Neugschwender, Bundesvorsitzender des VDR 46 KOMPAKT dbb magazin | Mai 2025

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==