dbb magazin 5/2025

damit sich die Maßnahmen nicht nachteilig auf die Bildungskarrieren der Kinder auswirken, zulasten der Beschäftigten und der Attraktivität des Berufsfelds gehen und damit den Fachkräftemangel weiter verschärfen“, warnt Susanne Lin-Klitzing, Vorsitzende des Deutschen Philologenverbands (DPhV) und der dbb Fachkommission Schule, Bildung und Wissenschaft. „Wenn das Angebot die Bedürfnisse und Erwartungen der Bevölkerung nicht erfüllt, besteht zudem die Gefahr eines erneuten Vertrauensverlusts in die Politik und das Bildungssystem.“ Marode Infrastruktur als Bildungsbremse Moderne, funktionstüchtige Gebäude sind zentrale Voraussetzung für ein leistungsfähiges Bildungssystem. Sie dienen nicht nur als Lern-, sondern auch als Lebens- und Arbeitsorte. Mit dem Ausbau der Ganztagsbetreuung steigen auch die Anforderungen an die bauliche Infrastruktur – der aktuelle Zustand vieler Einrichtungen lässt jedoch zu wünschen übrig. Der Investitionsstau wächst weiter: Laut KfW-Kommunalpanel liegt der Sanierungsbedarf bei rund 13 Milliarden Euro für Kitas und über 54 Milliarden Euro für Schulen. Eine aktuelle Hochrechnung aus Hamburg beziffert den Investitionsbedarf an Hochschulen auf rund 140 Milliarden Euro. „Oft ist selbst der Toilettengang in maroden Anlagen eine Zumutung“, kritisiert Fleischmann. „Da stellt sich die ernsthafte Frage, wie die Schülerinnen und Schüler und auch Beschäftigten an solchen Orten lehren, lernen und sich wohlfühlen können. Der Stellenwert qualitativ hochwertiger Bildung, Erziehung und Betreuung muss sich in den dafür vorgesehenen Gebäuden widerspiegeln, der Investitionsstau dringend und systematisch abgebaut werden.“ Kein Aufschub für den Digitalpakt 2.0 2019 wurde der DigitalPakt Schule mit einem Gesamtvolumen von 6,5 Milliarden Euro ins Leben gerufen. Ziel war es, Schulen mit moderner Technik auszustatten. Im Mai 2024 endete das Bundesprogramm. Erst im Dezember 2024 konnten sich Bund und Länder auf Eckpunkte eines Nachfolgeprogramms einigen – unter Finanzierungsvorbehalt. Vorgesehen sind nun fünf Milliarden Euro für sechs Jahre – deutlich weniger als zuvor. Zudem soll die Finanzierung künftig zu gleichen Teilen durch Bund und Länder erfolgen. Da viele Länder bestehende Maßnahmen anrechnen wollen, droht eine massive Kürzung der tatsächlichen Mittel. „Die Digitalisierung an unseren Schulen muss von der Politik verantwortungsbewusst umgesetzt und kontinuierlich klug unterstützt werden“, mahnt Lin-Klitzing. „Sie duldet keinen Aufschub und keine Einsparungen. Nur mit einer auskömmlichen und nachhaltig angelegten Finanzierung kann die Teilhabe der Schülerinnen und Schüler an einer zunehmend digitalisierten Gesellschaft gewährleistet werden. Jetzt hat die Politik die Chance, den Digitalpakt dauerhaft wirksam auszugestalten.“ Chancengerechtigkeit mit dem Startchancen-Programm Mit dem 2024 gestarteten Startchancen-Programm sollen bundesweit 4 000 Schulen mit hohem Anteil sozial benachteiligter Kinder gezielt gefördert werden. Bund und Länder wollen dafür in den kommenden zehn Jahren gemeinsam 20 Milliarden Euro investieren – ein wichtiger Schritt zur Entkopplung von Bildungserfolg und sozialer Herkunft. Doch angesichts von rund 37 000 allgemeinbildenden und beruflichen Schulen in Deutschland zeigt sich: Dieses Programm allein kann keine Bildungsgleichheit schaffen. „Der im Grundgesetz verankerte Anspruch auf gleichwertige Lebensverhältnisse muss die Basis bildungspolitischer Entscheidungen sein“, betont Fleischmann. „Die Unterschiede zwischen den Bundesländern sind eklatant. Deshalb brauchen wir bundesweit vergleichbare und hochwertige Qualitätsstandards – nur so können wir sicherstellen, dass Maßnahmen Unterschiede nicht zementieren, sondern allen Schülerinnen und Schülern gleichwertige Startbedingungen ermöglichen.“ jos Modelfoto: Colourbox.de Modelfoto: spass/Colourbox.de FOKUS 15 dbb magazin | Mai 2025

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