Internationaler Tag der Menschen mit Behinderung

Private Arbeitgeber stärker in die Pflicht nehmen

Inklusion darf nicht nur Aufgabe des öffentlichen Dienstes in Deutschland sein. Noch allzu oft drückt sich die Privatwirtschaft vor ihrer gesellschaftlichen Pflicht.

„Leider schreitet die inklusive Gestaltung des Arbeitsmarktes nicht so schnell voran, wie wir es uns wünschen“, so dbb Chef Ulrich Silberbach anlässlich des Internationalen Tages der Menschen mit Behinderung am 3. Dezember 2020. Der Anteil von Menschen mit Behinderung an der Gesamtbevölkerung steige kontinuierlich. Trotzdem seien gerade private Arbeitgeber immer noch der Meinung, sich durch die Ausgleichsabgabe von der Beschäftigungspflicht schwerbehinderter Menschen freikaufen zu können. „Auch, wenn der öffentliche Dienst mit gutem Beispiel vorangeht und die gesetzlich vorgeschriebene Quote von mindestens fünf Prozent in Bund und Ländern erfüllt, dürfen wir uns nicht darauf ausruhen“, betonte der dbb Bundesvorsitzende.

Die Privatwirtschaft müsse nun an ihre gesamtgesellschaftliche Verantwortung erinnert werden. Deshalb fordert der dbb beamtenbund und tarifunion eine Anhebung von Ausgleichsabgabe und Beschäftigungspflichtquote. „Wir dürfen es den Arbeitgebern nicht zu leicht machen“, erklärte Silberbach. Vermeidungsstrategien seien noch nie hilfreich gewesen, vielmehr verstellten sie den Blick auf die Chance, wirksam dem Fachkräftemangel entgegen zu treten. „Fakt ist: ein großer Anteil von Menschen mit Behinderung ist gut qualifiziert“, so der dbb Chef. „Sie zu ignorieren ist mit Blick auf die Zukunft nicht nur unfair, sondern vielmehr auch grob fahrlässig.“

Abseits dessen hat es jedoch laut Silberbach in den vergangenen Monaten und Jahren auch große Fortschritte bei der Inklusion gegeben. Vor wenigen Tagen hat der Bundesrat beispielsweise der Verdopplung des Behindertenpauschbetrags zugestimmt, sodass Betroffene bereits ab dem Veranlagungsjahr 2021 spürbar profitieren. Auch der pauschale Ausschluss von Bundestags- und Europawahlen von Menschen mit Behinderung, die in allen Angelegenheiten von einer Hilfsperson betreut werden, ist seit vergangenem Jahr vom Tisch. „Wir gehen daher zuversichtlich im kommenden Jahr die weiteren Baustellen auf dem Weg in eine inklusive Gesellschaft an“, schloss der dbb Bundesvorsitzende.

 

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